Rezension

Peter Broderick

http://www.itstartshear.com


Highlights: I Am Piano // Blue // Colin
Genre: Ambient // Singer-Songwriter // Experimental
Sounds Like: Nils Frahm // Efterklang // Library Tapes // Golfmund // Ólafur Arnalds

VÖ: 24.02.2012

Kaum ein Musiker unserer Zeit ist so produktiv wie Peter Broderick. Der Output und die Beteiligung des aus Portland stammenden Mittzwanzigers an diversen Projekten ist inzwischen so unüberschaubar, dass sich sogar eine Homepage allein der Aufgabe widmet, zu archivieren und zu dokumentieren, wo er überall seine Finger im Spiel hat. Umso erstaunlicher ist, dass es sich bei seinem neuen Album um sein erstes reguläres Studioalbum seit dem 2009 erschienenen „HOME“ handelt. Zu beschäftigt mit diversen Kollaborationen und Soundtracks war Broderick, als dass er die Zeit gefunden hätte, sein neues Album fertigzustellen. Immer wieder arbeitete er in den letzten Jahren an diesen Songs, immer mit einem Konzept im Hinterkopf, das er nun endlich umsetzen konnte.

Dass Peter Brodericks neues Werk ein außergewöhnliches Album ist, legt schon der Titel nahe: http://www.itstartshear.com. Jede Erwähnung des Albums, jede Rezension, jeder News-Artikel soll auf diese Domain verweisen, die diese Songs verbinden soll. In dem Song „It Starts Hear“, buchstabiert Broderick die Internetadresse dieser Homepage als Refrain sogar immer wieder vor sich hin, so wichtig ist es ihm, dass dieses Album nicht nur dazu da ist, einfach angehört zu werden. Er möchte dem Hörer helfen, eine Beziehung zu seiner Musik herzustellen und sie besser zu verstehen. Dass Musik vermehrt in digitaler Form vertrieben wird, das kann Peter Broderick akzeptieren. Er sieht jedoch auch das Problem, dass die Reduktion von Musik auf ein paar mp3-Dateien dem ganzheitlichen Wahrnehmen und Verstehen im Wege stehen kann. So ist es sicherlich nicht nur die Klangqualität, sondern auch die Aufmachung und Aufbereitung der Musik, die der Schallplatte in Zeiten des massenhaften mp3-Konsums einen Aufschwung beschert haben.

Doch zurück zu http://www.itstartshear.com, bei dessen Beurteilung es letztlich um die eine Frage geht: Wird dieses Album zu einem besseren Album, wenn man einen Einblick bekommt, was Peter Broderick in diesen Songs beschäftigt und was er mit ihnen vermitteln und zum Ausdruck bringen will? Es ist eine Frage, die wohl jeder für sich beantworten muss. Fest steht, dass das begleitende Lesen der Homepage eine bewusste Auseinandersetzung mit Peter Brodericks Musik fördert, was bei einem derart ruhigen und ausgeglichenen Album wie http://www.itstartshear.com nicht verkehrt ist – denn diese Musik hat die volle Aufmerksamkeit des Hörers verdient, auch wenn sie meist nicht gerade spektakulär daherkommt. Es ist Brodericks Gespür für Harmonien und die richtige Balance zwischen schon fast meditativen ruhigen und abwechslungsreichen Passagen, das sich durch alle seine Veröffentlichungen zieht und sein neues Album zu einem Werk macht, an dem man dieses Jahr nicht vorbeikommen wird. So unterschiedlich die Hintergründe und Entstehungsgeschichten dieser Songs auch sein mögen, Peter Brodericks unverkennbare musikalische Handschrift verbindet sie und lässt sie zu einer Einheit werden. Selbst Songs wie das beschwingte „With The Notes On Fire“ oder „Bad Words“, in dem er auf einmal beginnt, seine Verse auf deutsch zu sprechen, fügen sich letztlich irgendwie ein, wenn man Peter Brodericks Motivation kennt, diese Songs so klingen zu lassen, wie sie klingen. Und so landet man wieder beim Titelsong des Albums und dieser Homepage, deren Domain man so schnell nicht wieder vergessen wird: „Maybe you can make one big everything by combining everything, but you'll never know what's missing“. Bei http://www.itstartshear.com fehlt es jedenfalls an nichts, ganz im Gegenteil: es hat alles, was ein hervorragendes Album braucht.

Kilian Braungart

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Das komplette Album im Stream:
http://www.itstartshear.com/

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