Rezension

Muse

The 2nd Law


Highlights: Survival // Animals
Genre: Pomprock
Sounds Like: Queen // Radiohead // U2

VÖ: 28.09.2012

Das zweite Gesetz der Thermodynamik: Hitze fließt nicht spontan von einem kälteren in ein wärmeres System. Das zweite Gesetz des Fight Club: siehe erstes Gesetz. Und das zweite Gesetz von Muse scheint immer deutlicher zu lauten: Ein beliebiges Muse-Album muss die Fans der ersten Stunde immer etwas mehr verärgern als das vorangegangene. Verärgerung (x) > Verärgerung (x-1) quasi.

Dabei war die Grundidee des größten Trios der heutigen Musikwelt eigentlich ganz spannend: Ausgelatschte Pfade verlassen und einmal eigentlich Absurdes ausprobieren wie „Dubstep mit Gitarren“. Nun ist das Ergebnis dieses Versuchs, „The 2nd Law: Unsustainable“, zwar nicht wegweisend für „The 2nd Law“ – besser macht es diesen Kurzschluss in der Lasertaghalle aber auch nicht. Dass Bassist Christopher Wolstenholme nun auch einmal auf „Save Me“ und „Liquid State“ den Gesang übernehmen darf, kann wohl auch nur als bösartiger Versuch interpretiert werden, die Band um noch mehr ihrer Alleinstellungsmerkmale (nämlich Matthew Bellamys schrilles, aber eben unverwechselbares Organ) zu berauben.

Was sich Muse jedoch neben dieser Erkundung einer möglichen (und in diesem Fall recht düsteren) Zukunft der Musik schon seit Längerem mit Neonbuchstaben auf die Fahnen schreiben, ist immer noch eine zunehmende Verqueenisierung ihrer Musik. Wenn die halsbrecherische Olympiahymne „Survival“ sich dabei noch als „We Are The Champions“-Pendant des neuen Jahrtausends zu erkennen gibt, haben das auch Queen-Hasser zu akzeptieren – so etwas muss man schließlich erst einmal schaffen. Wie offensichtlich „Panic Station“ dann aber mit Referenzen um sich schmeißt, ist schon beinahe frech, und auch „Madness“ kann nicht bestehen, ohne mindestens einmal ein Brian-May-Riff zu zitieren. Wenigstens „Explorers“ ist ehrlich, da die Band hier wenigstens nur bei sich selbst klaut.

Wahrscheinlich mag all diese Kritik jedoch vollkommen fehl am Platz sein, scheint das Ziel von Muse sich doch mittlerweile fast darauf beschränken zu lassen, neues Material für immer opulentere Livekonzerte zu schreiben – und zu diesem Zweck ist „The 2nd Law“ dann vermutlich doch genau richtig geworden, denn für Songs wie „Survival“ oder „Madness“ wird das Wembley-Stadion anbauen müssen. Muse werden mit jedem Album größer, auch mit „The 2nd Law“, womit wohl das erste Gesetz der Muse-Dynamik formuliert wäre. Blöd nur, dass dieses scheinbar so fies mit dem zweiten kollidieren muss.

Jan Martens

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