Rezension

Muse

Simulation Theory


Highlights: Pressure // Something Human // Thought Contagion // Dig Down
Genre: Space-Pop-Rock
Sounds Like: Depeche Mode // Thirty Seconds To Mars

VÖ: 09.11.2018

Witzig wäre es ja schon, gemäß der „Simulation Theory“ in einer Computersimulation zu leben. Was man da alles ohne wirkliche Konsequenzen tun könnte! Von Klippen springen, im Oval Office auf den ominösen roten Knopf drücken – oder der Welt voller Stolz ein Spaghetti-Sci-Fi-Cover wie eben das von „Simulation Theory“ präsentieren, das den Regler der maximalen 80s-ness locker am Anschlag abbricht.

Dies passt aber auch zu einem Album, das das Resultat eines kreativen Paradieses gewesen sein muss: Die Fans der ersten Stunde spätestens nach „The 2nd Law“ ohnehin vollkommen vergrellt, den Zug gen kompletter Verqueenisierung mit dem doch wieder straight rockigen „Drones“ zur Entgleisung gebracht. Da passt dann die Orientierung an der Ästhetik der 80er, einer Dekade, die sich hoffentlich sowieso nie komplett selbst ernst genommen hat, und dazu passt auch, wie bunt Muse aus dem Farbkasten der Ideen ihre Songs vollklecksen.

Das verrieten bereits die Vorabsingles, die – natürlich – kaum einen Liebhaber der frühen Prog-Pop-Alben wieder mit den Briten versöhnten: Die wabernde Glam-Ballade „Dig Down“, „Pressure“, dessen Groove in der Version mit Blasorchester (auf der Deluxeversion von „Simulation Theory“ enthalten) nur noch frecher ist, und „Thought Contagion“, das die stadionreifen Ooooohhh-Gesänge von einem Theremin simulieren lässt.

Und ob es jetzt das von einem eigentlich komplett deplatzierten Westerngitarren-Lick untermalte „Propaganda“ ist oder „The Dark Side“, zu dessen Musik Peter Schilling sicher auch noch gerne ein Sequel zu „Major Tom“ getextet hätte: Kaum ein Song ähnelt dem anderen und doch ist jeder, nicht nur dank Matt Bellamys traditionell schriller Stimme, eindeutig Muse. Was natürlich im Jahre 2018 auch heißt, dass jeder Song soviel Street Cred im geschmackssicheren Indielager haben wird wie damals Vanilla Ice im Hip-Hop-Lager. Es gibt schlimmere Schicksale.

Jan Martens

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