Rezension

Maximo Park

Quicken The Heart


Highlights: The Kids Are Sick Again // The Penultimate Clinch // In Another World (You Would've Found You By Now)
Genre: Indie
Sounds Like: Kaiser Chiefs // Morrissey // Joy Division // Bloc Party

VÖ: 08.05.2009

Mit der Erwartungshaltung ist das ja immer so eine Sache. Freut man sich zu sehr auf etwas, kann die Enttäuschung größer sein als es gerechtfertigt ist. Bei wenig Optimismus dagegen ist die Chance einer positiven Überraschung groß, auch wenn das Gefühl mit der Zeit abflauen kann. Und da wären wir bei Maximo Park angelangt. Nach dem wunderbaren Debüt "A Certain Trigger" und der netten B-Seiten- Sammlung "Missing Songs" war ich wirklich heiß auf "Our Earthly Pleasures" - und schnell ziemlich ernüchtert. Mir fehlte der Elan, das Besondere. Die Radiosender dagegen entdeckten die Briten für sich und dudelten das eigentlich schöne "Books From Boxes" zu Tode. Mit ein bisschen Abstand ist dann alles gar nicht so schlimm. Das Album ist nett und damit meine ich auch nett. Aber auch nicht viel mehr. Die Vorfreude auf "Quicken The Heart" hielt sich in Grenzen. Und nach dem ersten Durchlauf war es wieder da, dieses alte Ach-wie-gut-sind-Maximo-Park-Gefühl.

"Wraithlike", die ersten Single und der erste Song auf dem Album, ist einer jener Songs, bei denen Paul Smith vor dem inneren Auge auf und ab springt, während die Gitarren schrammeln. Vielleicht springt er nicht ganz so hoch und enthusiastisch wie noch bei "Apply Some Pressure", aber Hauptsache, seine Füße verlassen wieder den Boden. Viel erstaunlicher allerdings ist die zweite Auskopplung "The Kids Are Sick Again", die stellenweise an die frühen Bloc Party, aber vor allem an das letzte Kaiser-Chiefs-Album erinnert. Hier wird zwar ein wenig Individualität über Bord geschmissen, am Ende steht aber ein richtig guter Indie-Pop-Song mit verblüffend geringem Nervpotential, trotz Radio-Rotation.

Welche Vorbilder Paul Smith und seine Bandkollegen haben, verbergen sie nicht im geringsten. "The Penultimate Clinch" steht in bester Joy-Division-Tradition, wenn auch etwas mehr Lebensfreude in der Melodie steckt. Dass Morrissey zu den großen Idolen gehört, lässt sich spätestens nach "In Another World (You Would've Found Yourself By Now)" nicht mehr leugnen. Melodie, Gesang, aber auch schon die ersten Zeilen "You're looking so pleased with yourself / I'm gonna come over there and whipe that smile off your face" erinnern stark an den Smiths-Frontmann.

Und während die Lieder verstreichen und der Fuß mitwippt und die Freude am Album wächst, wird plötzlich deutlich: Paul Smith springt überhaupt nicht. Nach "Wraithlike" kommt erstmal kein einziger Song, der zum Tanzen einlädt. Zumindest nicht zum durchdrehenden Tanzen. Stattdessen ein dominanter Bass, elektronische Spielereien, wenig mitsingbare Refrains. "Quicken The Heart" lärmt nicht, aber schubst und drückt. Auf eine Art und Weise, die Spaß macht. Auf eine Art und Weise, die die Erkenntnis enthüllt, dass Maximo Park nicht einfach Musik machen. Sie machen Kunst. Vielleicht mehr, als die meisten Bands es tun. Denn einfach nur simpel ist keines der zwölf Lieder. Alles ist durchdacht, aber glücklicherweise nicht völlig verkopft. Der einzige Wermutstropfen: "I Haven't Seen Her In Ages" ist leider kein zweites "Acrobat", jener hymnische Schlussgesang auf "A Certain Trigger". Aber das konnte man ja auch nicht erwarten. Und da wären wir wieder am Anfang. Mit einem wesentlich besseren Gefühl und der Gewissheit, dass Maximo Park zwar reifer, aber nicht langweiliger geworden sind. Im Gegenteil.

Martin Korbach

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