Konzertbericht

Maximo Park


Schon von vorneherein war Großes vom Maximo Park Auftritt in Hamburg zu erwarten. Eines der besten Alben des Jahres, Bilder von einem Frontmann, der bei einem Sprung etwa 3 Meter über dem Boden zu schweben schien, die Nachfrage nach Karten so groß, dass das Konzert vom Grünspan in die Große Freiheit verlegt worden war.

Dann, am Freitag den 25. November, schien es für uns fast so, als könnten wir nicht dabei sein. Schnee, Glätte, verstopfte Autobahnen, ein vergessenes Ticket. Doch widrigster Umstände zum Trotz, schafften wir es tatsächlich, pünktlich zum Beginn des Auftritts der Vorgruppe in der großen Freiheit zu sein. Nach Ausverkauft sah es allerdings noch lange nicht aus.

The New Pornographers aus Vancouver schauten so ganz anzugfrei nicht unbedingt nach einer Maximo Park Vorgruppe aus, wussten aber durch wunderschöne Popperlen zu überzeugen. Der Schlagzeuger war außerdem der lebende Beweis dafür, dass jede Band mindestens ein Mitglied braucht, das nicht einfach brav seinen Part herunterspielt. Da wurden Drumsticks durch die Luft gewirbelt und mit einer Euphorie getrommelt, dass es eine Freude war. Sängerin und Keyboarderin Kathryn Calder bezauberte sowohl durch Stimme als auch durch Auftreten, allerdings fehlte es der Band insgesamt ein wenig an Energie, woran vielleicht auch die nur durchschnittliche Soundqualität nicht ganz unschuldig war.

Und dann war es plötzlich voll. Die Menschenmassen tauchten aus dem Nichts auf und ganz vorne natürlich klammerten sich natürlich die Mädchen ans Absperrgitter. Maximo Park = the new Mando Diao = the new Backstreet Boys? Nein, glücklicherweise noch nicht. Obwohl Paul Smiths Hüftschwung durchaus dazu beitragen könnte. Sowieso: Paul Smith. Er kam, sah und siegte.

"Signal and Sign" war auch wie schon auf Platte der Opener und ließ das Publikum jegliche Form von Zurückhaltung sofort vergessen. Strahlende Gesichter, eine pogende Menge, die jede einzelne Songtextzeile mitsang. How long has it taken for you to look so fine, fine, fine? Die Band war natürlich akkurat wie immer gekleidet, fesche schwarze Anzüge und rote Krawatten, Herr Smith mit seinem unsäglichen Seitenscheitel.

I am not an acrobat. Oh, doch. Wie man so hoch springen kann, ist außerordentlich faszinierend. Er hüpfte, tanzte, wirbelte sein Mirkofon durch die Gegend und das alles mit einer unglaublich ansteckenden Leichtigkeit. Der Rest der Band war dagegen, abgesehen vom Keyboarder, der durch spaßige Mimik überzeugte, wesentlich weniger auffällig, spielte aber das Set einwandfrei herunter. Trotzdem wäre die Band mit einem weniger charismatischen Frontmann auch gleich nur halb so gut. Paul Smith und Band, anstatt Maximo Park.

I'll do graffiti, If you sing to me in french. Dazu blieb leider wenig Zeit, war man doch vielmehr damit beschäftigt, sich von einem Hit in den nächsten zu stürzen. Vor jedem Lied trug er eine kurze Inhaltsangabe vor, was zu einem allgemeinen Ratespiel führte, obwohl dem Sänger zwischendurch selber die Worte fehlten. Beispiel: "This is a song about an advice for a friend." als Einleitung für das wunderbar erfrischend knackige "Kiss you better".

Zwischen den Songs von "A Certain Trigger" wurden massenhaft B-Seiten eingebaut. Das brillante "Wasteland" vom Help-Sampler, das John Lennon Cover "Isolation", "Fear of Falling" und "My life in Reverse" ergänzten Altbekanntes wunderbar. Eine immer wünschenswerte Sache, die sich auch andere Bands, die gerade mal ein (kurzes) Album veröffentlicht haben und damit ein ganzen Auftritt füllen müssen, aneignen sollten (wie zum Beispiel Bloc Party neulich in Bielefeld).

I hope that I am still alive next year. Und wir, dass dieses Konzert ewig dauern würde. "Apply Some Pressure" brachte das Publikum endgültig zur Raserei und wurde einmal mehr seinem Ruf als Übersong gerecht. Die Band war sichtlich ehrlich gerührt von der Begeisterung des Hamburger Publikums. Smith strahlte in die Menge und bedankte sich wieder und wieder, teilweise sogar um einen flotten Spruch verlegen.

"Now I'm all over the shop" entpuppte sich überraschenderweise als einer der Songs des Abends und wuchs live noch einmal um mindestens drei Köpfe. Diese Tempowechsel, diese Theatralik! Die Zugaben wurden angekündigt mit "There is one song about a good dream and one song about a bad one.". Ersterer war ein komplett neuer Song, der zweite, natürlich, "Going Missing". Einen besseren Abschluss hätte es wohl nicht geben können, soviel Leidenschaft bekommt man selten geboten.

I still remember how you moved. Daran werden wir uns allerdings auch noch lange erinnern.

Lisa Krichel