Interview

Maximo Park


Sie sind nach Franz Ferdinand und Bloc Party der heisseste Scheiss der Insel. Und denoch nahm sich Drummer Tom English nach einem furiosen Rock am Ring Auftritt einige Minuten Zeit unsere Fragen zu beantworten. Und wollte fast mehr über The Futureheads als seine Band reden. Beide sind auch namentlich auf dem Cover des aktuellen Musikexpress erwähnt, der in der Ecke des Backstageraumes liegt. Wir zeigen ihm zum Start des Interviews das Heft...

Hast du das gesehen? Das ist der aktuelle deutsche Musikexpress. Ein Spezial über die ganzen britischen Bands. Es sind derzeit ja so wahnsinnig viele, hier spricht man von einer Welle. Siehst du das auch so?

Tom: Wir sind aus England und wir haben alle diese Bands zu verschiedenen Zeiten rauskommen sehen. In England passieren die Dinge mehr einzeln, aber wenn es dann in andere Länder geht wie zum Beispiel Deutschland wird dies alles eins. Aber das ist okay, weil es ist einfach zu verstehen. In England hat Indiemusik vor drei Jahren mehr Beachtung bekommen. Ich denke es war als Rough Trade die Strokes unter Vertrag nahm. Die starteten dann durch und öffneten die Tür und Underground-Musik wurde so populär wie seit den 80ern nicht mehr. Das Resultat ist: Indie-Label wie Domino, Warp oder Rough Trade wurden plötzlich relevanter, was sehr gut ist. Da geht gerade einiges in England und Leute von außerhalb sehen es als Welle, wie eben "London Burns", aber das ist fein. Es ist doch einfacher für eine Band mit etwas Support rauszukommen. Ende der 90er war es zum Beispiel eine wirklich harte Zeit Musik zu machen.

Also gibt es da auch jetzt keine Konkurrenz zwischen all diesen Bands um mehr Aufmerksamkeit?

Tom: Nein, zwischen uns und den Futureheads gibt es eine lange Freundschaft. Sie sind aus Sunderland und wir sind aus Newcastle, was sehr nah beieinander liegt. Wir starteten 2001/2002 und sie etwa zur selben Zeit. Wir haben sie sich entwickeln sehen und sie uns, komplett unabhängig, ohne Presse und Labels, nur Musik. Und das passierte ja überall. Unsere erste Veröffentlichung war eine 7 Inch mit 300 Kopien. Die Futureheads haben ja auch nur einen Vertriebsdeal und keinen Plattenvertrag mit Rough Trade. Du hast einfach zu lernen, du selbst zu sein und das niemand dir hilft. Die Welle ist okay, aber nur solange die Leute auch sehen, dass all diese Bands individuell und unabhängig angefangen haben.

Ist das nicht in England auch ein Problem, weil bei euch die Musikpresse einfach soviel Macht hat?

Tom: Der NME ist ein Sprachrohr des Hypes. Sie sind mehr an ihren Interessen als an Musik interessiert, weil sie das einzige wöchentliche Musikmagazin im Land sind. Sie kreieren den Hype und die Musiker kreieren nur die Musik. Das ist oft nicht fair, weil sie oft zu früh, zu viel oder nicht genug davon kriegen. Wir haben lange gebraucht um einer der NME Favoriten zu werden. Und sie sind immer noch komisch. Deutschland hat uns als gute Band nach der man schauen kann aufgenommen. NME ändert dauernd seine Meinung. Seit wir in den Top20 sind interessieren sich auch andere Zeitungen wie die "Times" für uns und die sind halt mehr interessiert, seriös und fair. In der Musikpresse ist es manchmal egal ob sie deine Musik mögen oder nicht, es ist wie wertvoll du bist. Der NME mag doch Oasis schon lang nicht mehr, aber sie nehmen sie halt immer noch auf das Cover, weil es sich verkauft.

Und dann kommt ihr hierher und denkt wieder bei Null anzufangen, aber hier war auch die komplette Tour Wochen vorher ausverkauft.

Tom: Yeah, es war aber nur eine kleine Tour um den Hype zu reduzieren. Du hast erstmal kleine Shows in kleinen Clubs mit einem echten Publikum zu spielen, mit Leuten die dich wirklich sehen wollen, nicht welchen die vom Hype gehört haben. Mit welchen die kommen, weil ihnen gesagt wurde sie sollen kommen. Und es war wundervoll, überall ausverkauft und die Atmosphäre sehr gut.

Viele englische Bands interessiert das hier in Deutschland gar nicht, weil sie denken wir würden sie nicht verstehen. Denkt ihr auch so?

Tom: Die Texte sind ein großer Faktor unserer Musik und unserer Identität. Die lernen doch alle die Lyrics, so wie ich als Teenager.

Was für Bands waren das bei dir?

Tom:Vor allem The Cure und Stone Roses.

Wie entsteht ein Maximo Park Song?

Tom: Die Texte entstehen eigentlich alle am Keyboard. Dann bringt er sie zu uns und wir verderben sie dann. Wir sagen: Hey, das ist eine Symphonie. (lacht). Ein Maximo Park Song ist nur ein Maximo Park Song wenn jeder in der Band ihn liebt. Jeder ergänzt seinen Part zu dem Song, quasi ein fünfacher Musikfilter und das Ende ist was du kriegst.

Ihr habt letztes Wochenende auf dem Immergut-Festival gespielt, einem sehr populären Indie-Festival hier in Deutschland. Wie fandet ihr das?

Tom: Eine gutes, kleines, musikliebendes Publikum. Es war etwas sehr spezielles diesen Slot in der letzten Nacht zu haben. Wir wussten das nicht. Wir kamen da an und fragten: "Who's headlining this?" Und die sagten: "You are!"

Heute ist es größer und ihr habt schon gespielt. Wen werdet ihr euch jetzt noch anschauen?

Tom: Sonic Youth!

Sonst niemanden?

Tom: Oh no, not really. Secret Machines sind sehr gut. Und Mötley Crüe wäre bestimmt ein guter Lacher.

Carsten Roth

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