Rezension
Low
Drums And Guns
Highlights: Belarus // Dragonfly // Dust On The Window // Murderer
Genre: Slowcore
Sounds Like: Thom Yorke // Yo La Tengo // Bonnie "Prince" Billy
VÖ: 23.03.2007
Kaum zu glauben, aber seit bereits 15 Jahren bereichern Low mittlerweile schon die Musiklandschaft mit ihrem ganz eigenen Sound und haben es die ganze Zeit immer wieder fertig gebracht sich neu zu erfinden. Nach dem für die Bandverhältnisse recht „flotten“ Vorgänger „The Great Destroyer“ schaltet das neue Werk, anders als man bei dem Albumtitel „Drums And Guns“ erwarten könnte, wieder einen Gang zurück. Neue Elemente wie Drummachine und Elektronische Spielereien sorgen dafür, dass Low abermals ihrem Denkmal einen weiteren Baustein hinzufügen dürfen.
Irgendwie ist es schon erstaunlich wie viele Möglichkeiten sich Low offenbar immer wieder bieten, um von Album zu Album doch erneut anders zu klingen. Oder ist das etwa Einbildung, die entsteht, wenn man zu dem sphärischen Slowcore in einen Zustand aus Trance und innerer Befriedigung verfällt? Fest steht jedenfalls, dass Alan Sparhawk und Mimi Parker mit ihrem Duettgesang weiterhin problemlos Welten erschaffen und sie wieder einreißen können.
Aufgrund der zahlreichen elektronischen Einflüsse und vertrackten Beats fühlt man sich häufiger an Thom Yorkes Soloalbum erinnert. Statt politischer Statements gibt es aber das obligatotische Low´sche Wut- und Schmerzprogramm: "All Soldiers, They're All Gonna Die / And All The Little Babies, They're All Gonna Die" heißt es da gleich im Opener „Pretty People“. Die sägenden Synthieelemente tun ihr übriges, um eine bedrohliche Atmosphäre zu kreieren, die sofort ins Mark geht. Linderung verschaffen die angenehmen Streicher im nachfolgenden „Belarus“.
Besonders stark sind Low immer dann, wenn sich der Song verstärkt auf die Stimmen des Frontpaares konzentriert. „Dragonfly“ mit seinem verschleppten Beat zerberstet förmlich an der emotionalen Tiefe, die Sparhawk & Parker gemeinsam freilegen. „Murderer“ setzt sogar noch mal einen drauf. Jede Sekunde erwartet man einen Ausbruch, der diese beinahe unerträgliche Schönheit auf den Höhepunkt bringt. Doch er bleibt aus und hält so die Spannung aufrecht, die über die gesamte Albumlänge keine Sekunde abreißt.
Die Highlights rauszupicken ist bedeutend schwerer als nach Schwachstellen zu suchen. Allenfalls „Hatchet“ wirkt etwas deplatziert, da der Song eine beinahe schon fröhliche Stimmung verbreitet und so ganz und gar nicht in den Albumkontext passt. Wer Musik vorwiegend über Kopfhörer genießt, sollte auch vorsichtig sein, da die Vocals und Drumspuren immer nur auf einen Kanal gelegt worden sind. Was anfangs sehr interessant klingt, führt auf längere Sicht zu Kopfschmerzen und das ist das glatte Gegenteil, was Low mit ihrer Musik normalerweise bezwecken. Ein kleiner Schönheitsfehler, der neben all dem Genie aber kaum ins Gewicht fällt. How Low can you go?
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