Rezension

Low

C'mon


Highlights: Nothing But Heart // Try To Sleep // Witches // Especially Me
Genre: Slowcore
Sounds Like: Yo La Tengo // Doves // Songs: Ohia

VÖ: 15.04.2011

So lange es Low nun auch schon gibt – auch mit ihrem mittlerweile neunten Studioalbum beginnen sie keineswegs, an Interessantheit zu verlieren. Das beginnt schon beim Entstehungsprozess: Das Ehepaar Alan Sparhawk und Mimi Parker hat sich mit Bassist Steve Garrington dieses Mal dazu entschieden, die Platte voller auf und abseits der Straße entstandener Songs in einer alten Kirche in Duluth, Minnesota, aufzunehmen. Idee dahinter war es, bewusst Umstände zu erzeugen, die neue Herausforderungen und wundervolle Zufälle kreieren. Ein künstlerischer Moment außerhalb gewohnter Muster, mit einem ganz eigenen Charakter. Auch der zweite Teil des Prozesses ist ungewöhnlich: "C'mon" wurde in einem Appartment in Hollywood abgemischt, jedoch nicht etwa, wie gewohnt, von einer Ikone wie Steve Albini, sondern von Matt Beckley. Dieser hat zuvor etwa mit Katy Perry oder Avril Lavigne zusammengearbeitet. Die Band wollte einfach wissen, wie es ist, wenn jemand versucht, aus Ungewohntem etwas Interessantes zu zaubern.

Und das Ergebnis ist trotz ungewohnter Umstände gewohnt großartig geworden. Die Rechnung, den Sound diesmal bewusst nah an den Liveperformances zu halten, geht voll auf. Auch die Erweiterung der Klangpalette um wenige Gastmusiker wie leichte Backgroundchöre ("Something's Turning Over") fügt sich geschmeidig in die Dezentheit von Lows Musik ein. Die Persönlichkeit und Direktheit ihres schlichten, wundervoll harmonischen Sounds kommen vielleicht so zur Geltung wie nie zuvor. Auch thematisch werden Low persönlicher: Behandelten vorige Alben ("The Great Destroyer", "Drums & Guns") noch Themen wie den Irakkrieg, findet das Plädoyer an die Menschlichkeit nun im kleineren, greifbaren Rahmen statt, wie im wohlig-warmen "Nothing But Heart" oder "$20" als purem Liebeslied mit der ergreifenden Zeile "My love is for free". "C'mon" – schon der bisher kürzeste Titel eines Low-Albums klingt wie eine Aufforderung.

Vielleicht ist "C'mon" Lows energiereichstes, weil direktestes Album seit längerer Zeit, bewundernswert ist es allemal, wie Low ihren Weg gehen: Mit einem ganz eigenen Sound, innerhalb dessen Grenzen sie aber soweit wie nur möglich experimentieren und ihn so voll ausschöpfen. Es ist schön zu beobachten, wie eine Band über so einen langen Zeitraum konstant mit viel Herz bei der Sache ihren Sound immer weiter spezifiziert, moduliert und verbessert, ohne dabei an Reiz zu verlieren.

Daniel Waldhuber

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MySpace-Seite von Low
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