Rezension

Love A

Irgendwie


Highlights: Juri // Windmühlen // Kommen Und Gehen
Genre: Indie-Punk // Post-Punk
Sounds Like: Turbostaat // Oma Hans // Dackelblut // Wire

VÖ: 12.04.2013

Ist es nicht ein herrliches Ringen um Worte? Erst taufen Love A ihr Debüt "Eigentlich", drackseln schon im Titel herum. Und nun folgt "Irgendwie", das zweite Drücken um die ganz konkrete Aussage. Bloß nicht festnageln lassen. Erwarten kann man da nur Unentschlossenheit, ein Verweilen zwischen den Stühlen. Genau diese Erwartung nutzen die Trierer aus. Love A machen genau das nicht, sondern werden entschlossener. Die Band geht auf "Irgendwie" noch ein ganzes Stück kühner zu Werke.

Gleich die ersten Sekunden des Openers ziehen in diese Platte hinein. Ein bedenklicher, trüber Lauf einer kalten Gitarre reicht und die Melancholie ist da. Es ist nicht die letzte herrlich triste Melodie von Stefan Weyers Klampfe – bei weitem nicht. Sie ist es immer wieder, die Einlass in die Songs gewährt. Weyers Spiel ist unaufgeregt, sein Sound unverzerrt. Beides tut einfach nur gut. Sollen Bass und Schlagzeug doch den Druck machen. Die Stimme meckert, wirft einen ganzen Sack voller kluger Worte in die Runde. Nennen wir es Indie-Punk oder Grübelmusik mit Dampf.

Und immer trapsen die Achtziger mit. Love A ist der derzeitige Punk zu stumpf, genau so der Hardcore von vor 30 Jahren. "Irgendwie" ist deutlich intellektueller, aber nicht abgehoben. Dass sie mit Frau Potz schon eine Split-EP aufnahmen, leuchtet sofort ein – obwohl Love A deutlich aggressionsloser rangehen. Wire schwingen mit, einige Momente wie in "Heul doch, Punk!" gehen als Post-Punk durch. Dabei bleibt "Irgendwie" immer homogen.

Jörkk Mechenbier textet sicher genug, dass er keine Reime mehr braucht. Er analysiert Menschen. Mal abgeklärt, mal hysterisch. Er knallt ihnen Dinge an den Kopf, die sie nicht hören wollen. Dann abstrahiert er wieder, projiziert Erkanntes auf Andere. Zusammen mit dem kühlen Sound von "Irgendwie" schafft das einen schrägen Mix aus Offensive und Tristesse. Der wirkt erstmal eigenartig, ist aber eigentlich einzigartig. Oder irgendwie einzigartig? Eher letzteres. Denn "Irgendwie" beschreibt auch treffend, wie dich diese Platte langsam unterwandert. Wie einer ihrer vielen schlauen Sätze plötzlich im Alltag aufploppt und wie Arsch auf Eimer passt. Wie das kommt? Schwer beschreibbar. Und gerade darum faszinierend. Irgendwie.

Gordon Barnard

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