Rezension

Bright Eyes

Down In The Weeds Where The World Once Was


Highlights: Persona Non Grata // Tilt-A-Whril // Forced Convalescence // Pan And Broom // Dance And Sing
Genre: Singer-Songwriter // Indie-Folk
Sounds Like: Villagers // Okkervil River // Sufjan Stevens // Bon Iver // Big Thief

VÖ: 21.08.2020

Kaum ging die Meldung rum, dass Bright Eyes zurückkommen, war die Indie-Musikszene völlig außer sich. Warum eigentlich? Bright Eyes ist für viele vor allem Mastermind Conor Oberst. Dieser veröffentlicht solo oder in Projekten mit anderen Künstlern in regelmäßigen Abständen tolle Platten. Erst letztes Jahr verzauberte er uns zusammen mit Phoebe Bridgers mit dem Projekt Better Oblivion Community Center. Trotzdem schlug die Meldung der neuen Bright-Eyes-Platte ein wie eine Bombe, denn Bright Eyes sind für viele vor allem ein Gefühl. Es sind Helden der Indie-Jugend der 00er-Jahre, die einen sensiblen und doch aufgewühlten Sound mit sich brachten.

Mastermind Conor Oberst sprach die Introvertierten und Emotionalen an und eroberte mit seiner gefühlvollen Art ihre Herzen. Mit jedem Album und etwas anderem Stil kamen neue Fans hinzu. Was Conor Oberst anfasste, wurde für viele zu Gold und sein Label Saddle Creek mit Bands wie The Faint, Two Gallants und Cursive wurde wahnsinnig gehypt und erreichte internationale Bekanntheit.

Nach einem erfolgreichen Ausflug in die Country-Welt mit dem Album „Cassadaga“ 2007 begann sich Oberst auch weiteren Projekten zu widmen, wie den Monsters Of Folk mit M. Ward und unter eigenem Namen mit seiner Mystic Valley Band. 2011 erschien das bisher letzte Werk der Band mit „The People’s Key“, danach wurde es ruhiger um Bright Eyes, ohne dass es je eine offizielle Trennung gab. Nun aber das offizielle Album-Comeback von Oberst mit Mike Mogis und Nathaniel Walcott, dazu wie immer wechselnde Gastmusiker, unter anderem Flea am Bass.

Neun Jahre mussten wir warten und müssen uns zum Beginn der Platte dennoch gedulden, denn erst einmal gibt es über vier Minuten mit dem „Pageturners Rag“ Musik und Gespräche aus einer Bar aus Omaha zu hören. Wobei das auf seine Weise auch wieder Vorfreude erweckt, denn untypisch ist ein solcher Beginn für eine Bright-Eyes-Platte nicht. Dann geht es endlich los. Mit „Dance And Sing“ sind sie nun endlich zurück und mit dem Song auch direkt ein nostalgisches Gefühl. Obersts Stimme klingt etwas weinerlich und belegt. Musikalisch bewegt sich alles zwischen den alten Alben oder deutet diese zumindest an. Von Singer-Songwriter zu Country- und Folk-Elementen ist natürlich alles dabei, und auch Elektronisches blitzt mal auf, was an „Digital Ash In A Digital Urn“ erinnert.

„Down In The Weeds, Where The Wold Once Was” ist ein wunderbares Werk geworden, eine Zeitreise in die Jugend, die dazu einlädt, sich noch einmal durch die gesamte Diskographie von Bright Eyes zu hören. Hier und da lassen sich die einstige Kantigkeit und die ganz großen Emotionen ein wenig vermissen, die Bright Eyes einst so ausgezeichnet haben. Dadurch ist das Gesamtwerk zwar sehr harmonisch, aber auch ein wenig glatter als früher – vielleicht auch einfach erwachsener. Highlights gibt es dann doch einige, allen voran „Persona Non Grata“, welches die Stärke von Obersts Stimme, Lyrics und Instrumenten perfekt verbindet. Neben den gut ausgewählten Vorab-Singles sind vor allem das Cassadaga-artige „Tilt-A-Whirl“ oder das wunderbar zurückhaltende „Pan And Broom“ hervorzugeben, schwache Songs sucht man vergeblich.

War die Begeisterung zur Reunion von Bright Eyes nun übertrieben? Kein bisschen! Conor Oberst hat in den letzten Jahren tolle Veröffentlichungen gemacht, aber Bright Eyes sind eben doch mehr als Conor Oberst, denn die Helden einer sensiblen 00er-Jahre-Jugend sind zurück und laden zur Zeitreise ein.

Marian Krüger

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Bright Eyes - Persona Non Grata (Official Visualizer)

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