Rezension

Bright Eyes

The People's Key


Highlights: Shell Games // Jejune Stars // Ladder Song
Genre: Indie
Sounds Like: Conor Oberst // Villagers // Rilo Kiley // Ryan Adams // The Decemberists

VÖ: 11.02.2011

I'm still angry with no reason to be? Vollkommen Recht hat Herr Conor Oberst da ja nicht mit dieser unscheinbaren Zeile, die er in der Mitte von „Shell Games“ versteckt. Irgendwas ist ja immer, auch wenn die Problemchen mittlerweile vom persönlichen Mikro- in den gesellschaftlichen Makrokosmos übergewandert sind – man erinnere sich an den Arizona-Tour-Boykott, der auf das neue Einwanderungsgesetz des Staates folgte.

Doch obwohl solche Geschehnisse zum Teil erst die „Wiedervereinigung“ von Bright Eyes anfachten, ist „The People's Key“ nun Gott sei Dank kein Conor goes Anti-Flag geworden – die Texte sind gar so wenig konkret, dass es kaum auffällt, wenn Denny Brewer, Gitarrist von Refried Ice Cream mit sehr – öhm, interessanten Ideen – vor beziehungsweise nach jedem zweiten Song erhellende Monologe über beispielsweise acht Universen, die sich dem Uhrzeigersinn entgegen bewegen, hält. Nerven kann dies jedoch sehr wohl – oder wer will jedes Mal 150 Sekunden vorskippen müssen, um den so wüstentrockenen wie gelungenen Opener „Firewall“ zu hören?

Dass die Zeiten um sind, in denen ein Bright-Eyes-Album ausschließlich aus Songs bestand, die zerbrechlicher als jeder Porzellanteller sind, weiß man auch mindestens seit dem Country-Ausflug „Cassadaga“ – und trotzdem kann Oberst auch circa 14 Jahre nach Ende der Pubertät noch wunderschöne Teenage-Angst-Stücke wie den „Ladder Song“ schreiben, die man eigentlich sofort ins Bett packen und warm zudecken möchte. Und trotzdem geht der Blick immer öfter nach vorne, oder zumindest einer neuen Aussicht nach finaler Erlösung entgegen – kann zumindest vermutet werden, wenn Rastafari-Messias Haile Selassie ein gleichnamiger Song gewidmet wird.

Doch im Endeffekt ist Conor Oberst aber eben doch kein Mensch, der sich auf irgendetwas festlegen will: nicht auf irgendeine Religion, auf keine eindeutige Position zwischen erwähntem Klavierfolk, der Dunkelheit von „Approximate Sunlight“ und dem Rock von „Jejune Stars“ und „Triple Spiral“ und letztendlich wohl auch nicht auf den Mikro- oder Makrokosmos. Wäre für Denny Brewer wahrscheinlich auch irgendwie das Gleiche. Letztlich zählt nur die Seele, die man reinsteckt, und die findet sich auch in „The People's Key“ wieder reichlich. Oder, um es mit einem der besten Texter der Gegenwart zu sagen: You got a soul – use it.

Jan Martens

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