Rezension

Biffy Clyro

Puzzle


Highlights: Living Is A Problem Because Everything Dies // As Dust Dances // Semi-Mental
Genre: Indierock // Postcore
Sounds Like: Foo Fighters // Rival Schools // Hundred Reasons

VÖ: 01.06.2007

Falls es eine Band verdient hat, endlich mal mehr Aufmerksamkeit zu bekommen, dann ja wohl Biffy Clyro. Wer vier Alben in fünf Jahren raushaut und sich einen Wolf tourt, sollte eigentlich auf der Liste der coolen Bands ganz weit oben stehen. Aber irgendwie wollte es bisher nicht so recht für die Schotten klappen. Liegt das an diesem Namen, der wahlweise an eine nervende Dämonenjägerin und/oder einen schmucken Badreiniger erinnert? Oder doch eher an der Tatsache, dass die Jungs neben heißen Britrockern aussehen, wie ein Haufen verranzter Kurt Cobain-Klone? Biffy Clyro scheinen den Grund vielmehr bei ihrer eigenen Musik ausgemacht zu haben. „Puzzle“ ist Pop. Das Ergebnis, was davon übrig bleibt, wenn man die Ecken und Kanten wegschleift. Ohrwürmer an einer Schnur aufgereiht.

Jetzt wissen wir aber spätestens seit Green Day, dass solche Experimente insbesondere bei früheren Anhängern großes Missfallen und im schlimmsten Fall sogar extremste Abneigungen gegenüber der einstmaligen Lieblingsband hervorrufen können. Doch Biffy Clyro mussten jetzt endlich mal was riskieren. Das Warten auf den achtbaren Durchbruch zermürbt schließlich auch die beste Bandchemie früher oder später. Und das Risiko hat sich ja mal sowas von dermaßen gelohnt! Schon lange ist es keiner Band mehr gelungen, so viele Hymnen auf ein Album zu packen und dabei doch so wenig anbiedernd zu wirken, dass nicht mal für einen Bruchteil einer Sekunde das schlimme Wort „Sellout“ in den Sinn kommt.

„Living Is A Problem Because Everything Dies“ der Opener, ein Geniestreich. Der Song umfasst so viele Komponenten (Stakkatodrums, Chöre, Streicher, einen unglaublichen Refrain) und doch greifen hier 318 Sekunden lang alle Rädchen perfekt ineinander. Da kann das nachfolgende „Saturday Superhouse“ nur verlieren. Jimmy Eat World wären dieses Jahr trotzdem froh gewesen, so einen Song geschrieben zu haben. Bei „Who's Got A Match?“ schießen Biffy Clyro das erste und auch einzige mal über das Ziel hinaus. Zu aufdringlich wirkt das. Höchstes Gefahrenpotential, demnächst neben den Foo Fighters auf MTV zu laufen. Apropos Herr Grohl! Bitte mal „Semi-Mental“ hören, an alte Zeiten zurückdenken und dann die eigene Band bitte ganz schnell auflösen! Und warum habt ihr Amis eigentlich Biffy Clyro eigentlich immer noch nicht adoptiert? „A Whole Child Ago“ oder „The Conversation Is...“ klingen noch mehr nach amerikanischem Indierock als amerikanischer Indierock selbst. Auch die Balladen bekommen Biffy Clyro mittlerweile ohne Stolperer hin. Ob das herrliche, sich immer weiter aufbauschende „As Dust Dances“, oder die Lagerfeuerverbeugung „Machines“. Die Armhärchen stehen auf 90 Grad.

Bloc Party haben schon gemerkt, dass hier eine Band herangereift ist, die nicht nur Beachtung und Respekt, sondern nicht zuletzt wegen „Puzzle“ auf jeden Fall ein gesundes Maß an Bewunderung verdient hat (Biffy Clyro sind Support ihrer Europatour).
Wann seid ihr soweit?

Benjamin Köhler

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