Rezension

Biffy Clyro

Only Revolutions


Highlights: That Golden Rule // Bubbles // Mountains // Many Of Horror
Genre: Post-Core // Alternative Rock
Sounds Like: Foo Fighters // Jimmy Eat World // Reuben // Hundred Reasons

VÖ: 06.11.2009

Kinotrailer machen es manchmal vor: Insbesondere bei Komödien verschießen diese Appetithappen bereits das ganze Pulver des Films – das Publikum ist enttäuscht, die Kinokassen trotzdem voll. Biffy Clyro schreiben jetzt natürlich keine Komödien. Wenn die Band aber schon fast die halbe Platte vor ihrer Veröffentlichung zugänglich macht und jeder einzelne der Songs den vorigen noch toppt, sind die Erwartungen turmhoch.

Nun gibt es auch genug Fans, die der schottischen Band, die so amerikanisch klingt, den Vorgänger „Puzzle“ übel nahmen. Und das sogar ziemlich. Diese Fraktion kann Biffy Clyro jetzt abhaken. Da, wo der Vorgänger plötzlich seine Wurzeln auf dem Grund des Pop schlug, steht jetzt nämlich ein prächtiger Baum. Öfter denn je öffnen Biffy Clyro auf „Only Revolutions“ die Arme für die ganz großen Melodien. Und das funktioniert – sofern konsequent verfolgt – ganz hervorragend.

Wie bei den Übersongs „That Golden Rule“ und „Mountains“ zum Beispiel – die dynamisch komplett unterschiedlich funktionieren. „Mountains“ steigert sich über ein träumerisches Klavier-Intro und eine bandtypische Strophe hin zu einem hymnischen wie donnernden Refrain, „That Golden Rule“ macht es genau umgekehrt und fängt den rasenden Beginn mit einem pulssenkenden Chorus auf. Es galt schon immer, es gilt auch hier: diese Drei schreiben ihre Songs anders und in der Regel besser.

Nur gibt es auf „Only Revolutions“ tatsächlich Momente, in denen dieses außergewöhnliche Songwriting bröckelt. Zusätzlich schade, dass sie sich im letzten Viertel der Platte sammeln. Nachdem die Halbballade „Many Of Horror“ im strahlendsten Refrain der Bandgeschichte aufgeht, bieten die Songs Angriffsfläche: Der umständliche Refrain von „Boom, Blast & Ruin“, der schwachbrüstige Gesang in „Cloud Of Stink“ oder der Produktionsoverkill in „Know Your Quarry“. Die Band wirkt verkrampft, im entscheidenden Moment orientierungslos.

Und so ist „Only Revolutions“ nicht das Rock-Opus geworden, als das es angekündigt wurde – trotz der von Produzent Garth Richardson weiter ausgebauten Raffinessen in Form von Bläsern und Streichern. Eine wirklich gute Platte ist es allemal, allerdings eine mit deutlich mehr Tiefen. Höhen gibt es immer noch massig, die Meisten tummeln sich aber tatsächlich in den Songs, die vorab verfügbar waren. Was meinte jetzt Sam Neil eigentlich, als er im Bezug auf diese Platte von den „härtesten Riffs“, die er je geschrieben hätte, sprach? Rückblickend klingt das ein bisschen nach einer Komödie. Nur werden die Kassen in diesem Fall nicht ganz so voll und das Publikum nicht ganz so enttäuscht sein.

Gordon Barnard

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