Rezension

Two Gallants

The Bloom And The Blight


Highlights: Halycon Days // Broken Eyes // Run Away
Genre: Grunge-Pop // Pop-Punk-Country-Folk
Sounds Like: Nirvana // Bright Eyes

VÖ: 07.09.2012

„Bloom“ und „Blight“, zwei derart gegensätzliche Begriffe als Albumtitel… wollen die Two Gallants auf einen hier stattfindenden Dualismus vorbereiten? Auf forsche Kontrastierungen, die musikalisch von den beiden umgesetzt worden sind? Auf die Verschiedenheit der beiden Personen Adam Haworth Stephens und Tyson Vogel?

Um ehrlich zu sein: keine Ahnung. Möglicherweise sollen hier Blühen und Verdorren, Aufbau und Zerstörung, Hässliches neben Schönheit thematisiert werden – eben genau das, was immer und überall stattfindet, Vergänglichkeit, Neuanfänge, Versagen und Ergeben. Darum nämlich scheint es auf dieser Platte tatsächlich zu gehen. Stephens, auf den letzten Alben längst als Storyteller bewährt, gibt sich auch dieses Mal erneut die Ehre und erzählt uns von Liebe, Demut, Schmerz und Bewährung. Aber auch Vogel hat mit „Decay“ seinen Beitrag geleistet und erstmalig landet ein von ihm selbst geschriebener Song auf einer Two-Gallants-Scheibe.

Lange ist es her, dass die beiden Herren es geschafft haben, sich gemeinsam um den Fortgang der Two Gallants zu kümmern, Soloprojekte kamen und gingen; Vogel ergab sich gemeinsam mit Bright-Eyes-Violinist Anton Patzner in Intsrumentalergüssen und Stephens schrieb die verhältnismäßig fröhliche Pop-Platte „We Live On Cliffs“ zusammen.

Letztere kann man nun als Vorboten für das aktuelle Werk der Two Gallants werten. Nicht jedoch, weil „The Bloom And The Blight“ so leichtfüßig und heiter daherkäme – ganz im Gegenteil erklingen hier durchaus krachende Gitarren und schwertemperierte Drums – sondern weil hier eindeutig die Rohheit der Eingängigkeit weichen musste. Dabei bleibt dieses Album zwar energiegeladen, explosiv und schweißtropfend, dennoch jagt hier ein unkomplizierter Grunge-Refrain den nächsten und aus staubtrockenem Countryfolk mit rotzigen Punksounds wird poppiger Grunge-Punk mit countryesken Einschlägen.

Episch langwierige Songs wie „Crow Jane“ oder weitschweifig ausgearbeitete Stücke wie „Reflections Of The Marionette“ sucht man hier vergebens, dafür kommen Vogel und Stephens schreiend einfach, etwa beim Albumopener „Halycon Days“, auf den Punkt. Die ausgedörrt-direkte Rhythmik vergangener Tage wird an den Nagel gehängt und durch saftig-straight dröhnende Brachialriffs abgelöst, man höre etwa „My Love Won't Wait“ oder „Winter's Youth“. Stephens erreicht stimmlich ungehörte Kratzigkeit, stets scheinbar an der wundervollen Grenze zur Stimmbandexplosion und Vogel nimmt preschend sein Schlagzeug auseinander („Run Away“).

Gut – ob beim Kneipenschunkler „Willie“ tatsächlich Steeldrums zu hören sind, und ob das vor allem unbedingt hat sein müssen, braucht hier nicht erörtert zu werden. Alles in allem bleiben die Two Gallants erfreulicherweise mit ihrer auf „The Bloom And The Blight“ bestätigten Neuorientierung ausreichend sie selbst, so dass das mit ihrer neuen Platte Abgelieferte sich immer noch als gute Musik verbuchen lässt.

Silvia Silko

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Offizielles Video zu "My Love Won't Wait"

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