Interview

Two Gallants


Wer hätte es vermuten können, dass uns Two Gallants mit einem Interview beehren, war die Band während der letzten Jahre doch quasi offiziell abgemeldet. Wir freuen uns, zwei Herren getroffen zu haben, die zwar nicht zu den Meistern einer lebhaften Konversation gehören, dafür sich aber so gaben, wie man auch die Musik der beiden kennenlernen konnte: rau, bodenständig, ehrlich.

Das ist jetzt vielleicht ein sehr standardmäßiger Einstieg, aber in eurem Fall einfach unausweichlich: Two Gallants sind zurück, beenden eine dreijährige Auszeit, viele Fans freuen sich und möchten nun natürlich wissen, wie es dazu kam. Also, die wichtigste Frage vorab: Wie kam es zur Reunion?

Tyson: Hmm, kein Plan (lacht). Ich glaube, wir beide fanden einfach, dass genau jetzt der richtige Zeitpunkt dafür war, nachdem wir beide uns eine Auszeit gegönnt und ein paar andere Projekte verfolgt hatten. Es schien der richtige Zeitpunkt, es war eine sehr organische, sprich, stimmige Situation.

Hört sich an, als sei das eine recht spontane Entscheidung gewesen. War es so einfach?

Tyson: Wir haben schon eine ganze Weile lang diskutiert, ob wir mit Two Gallants weitermachten sollten, aber dann geschah es einfach. Als ich auf einer Tour war, hatten wir beide den Gedanken, wie es denn wäre, einen Schritt "zurückzugehen" und mit Two Gallants weiterzumachen. Letztenendes hat alles einfach gepasst. Es war nicht sonderlich kompliziert, eigentlich war es sehr unkompliziert sogar.

Was man von euch über verschiedene Quellen lesen konnte, war, dass ihr euch anscheinend viele Gedanken über einen Sinn in eurer Musik gemacht hättet. Stimmt das?

Tyson: Ich verstehe das Wort "Sinn" in dem Zusammenhang nicht.

Es ging darum, warum ihr genau Musik macht und welche Art Musik ihr beide zusammen machen wollt. Genau das stand sogar auf eurer Website.

Adam: Ja, wahrscheinlich meinst du das, worüber wir gesprochen hatten, bevor wir eine Pause eingelegt haben beziehungsweise bevor wir für uns beschlossen hatten, bis auf weiteres keine Musik zu machen. Wir waren damals an dem Punkt angelangt, an dem sich alles sehr nachlassend oder abgenutzt anfühlte und wir beide das einfach als eine große Belastung empfanden. Es gab keine klare Vision mehr, warum wir in dieser Sache weiter voranschreiten sollten. Das führte dazu, dass wir deswegen schließlich beschlossen, eine Pause zu machen...vielleicht.

Und inwiefern hat euch diese Pause geholfen, neue "visionäre Kraft" zu schöpfen, wie du sagtest? Abstrakter formuliert: Was ist bitte schön die Vision von Two Gallants?

Tyson: Ich würde sagen, es ist etwas, was sich aus vielen persönlichen Gesprächen zwischen uns beiden ergibt. Wir sind vor allem musikalisch Individuen in einer Band. Wir sind nur zu zweit und die Beziehung zur Musik ist enorm wichtig. Wenn du dich nicht auf ähnlichem Feld wie der andere bewegst, ist das recht schwierig. Wenn einer aussteigt, ist auch das ganze Projekt logischerweise hinfällig.

Und so kam es schließlich zu euer beider Solo-Ausflüge, die ja auch unterschiedlicher ausgefallen sind als man das vielleicht erwarten konnte.

Adam: Das war aber auch Sinn der Sache.

Fällt es leicht, diese beiden "Welten" so ohne weiteres zu trennen? Wo seht ihr für euch einen Vorteil darin, alleine und ohne den anderen Platten zu veröffentlichen?

Tyson: Das sind völlig unterschiedliche Dinge, also wirklich zwei Paar Schuhe. Es ist für uns beide eine komplett andere Form des Ausdrucks und genau das ist für mich auch mein persönlicher Vorteil, den ich daraus gezogen habe. Weißt du, jeder von uns könnte gewissermaßen hergehen, eine Hand voll Bands gründen und es wäre immer noch unwahrscheinlich, dass es dem gleicht, was wir mit Two Gallants machen. Two Gallants sind ja nur wir beide und das, was wir zusammen machen, ist sehr speziell und so etwas ist auch nicht reproduzierbar mit irgendeiner anderen Person.

Ihr beide kennt euch ja aber auch schon ewig, wenn ich recht informiert bin. Aktuell – beziehungsweise, eigentlich war das ja schon immer so – gibt und gab es ja enorm viele Bands aus eurer Heimat San Francisco, die nicht nur in Einzelfällen größeren "Ruhm" erspielen. Habt ihr auch etwas vom kreativen Geist der Stadt abbekommen oder empfindet ihr da ganz anders?

Adam: Hm, schwierig zu sagen. Ich meine, wir beide wurden dort geboren und sind dort aufgewachsen. Wir haben dort gewissermaßen unser ganzes Leben verbracht. Von daher können wir uns nicht wirklich von der Stadt loslösen und eine wirklich objektive Perspektive einnehmen. Die Einflüsse, die es gab, waren unser gesamtes Leben lang da, also gab es da nie dieses Ding, diese Sache, die uns bewegt und in eine andere Richtung lenkt, sondern es war für uns schon immer da. Trotzdem: Ich meine, es ist ein schöner Ort, es ist ein sehr aufgeschlossener Ort, ein sehr progressiver Ort und das ist sicherlich ein guter Nährboden für kreativen Output.

Den einzigen Plattenladen, den ich in San Francisco gesehen habe, war ein riesiger Laden namens Amoeba in Haight-Ashbury (Anm.: Stadtviertel, welches durch die Beatnik- und Hippiekultur bekannt wurde). Imposant war es da drin allemal und es gab halt irgendwie alles. Wart ihr dort auch schon oder kauft ihr dort ab und an Platten?

Adam: Nee. (lacht)

Ist Euch zu groß?

Adam: Weil es eben so einen Riesenladen gibt, sind die ganzen kleineren Läden inzwischen Pleite und deswegen ist Amoeba inzwischen fast der einzige "qualitativ hochwertige" Ort, um an alle möglichen Arten von Musik zu kommen.

Tyson: Ich glaube, in ganz San Francisco gibt es echt nur noch um die fünf Plattenläden, weil wegen Amoeba alle anderen schließen mussten.

Sowas weiß man als verdammter Tourist natürlich nicht. Aber zurück zu Euch: Jetzt seid ihr beide ja wieder gemeinsam auf Tour und man darf sicherlich vorsichtig fragen, wie es denn genau um die Pläne für ein neues Album steht. Wird es bald ein neues Album von Euch geben?

Tyson: Momentan planen wir, diesen Oktober mit den Aufnahmen für ein neues Album zu beginnen. Erscheinen wird es dann hoffentlich Anfang nächsten Jahres.

Das zu hören, freut sicherlich viele. Gibt es bereits jetzt irgendwelche Entwicklungen, die es bei dem Album zu hören geben wird? Wird es beispielsweise wieder über das Saddle-Creek-Label erscheinen – zumindest die letzte Solo-Platte von dir, Tyson, wurde ja über Alive Records veröffentlicht?

Adam: Um darüber etwas sagen zu können, ist es noch zu früh. Wir werden den Fokus jetzt erst einmal darauf richten, überhaupt ein Album aufzunehmen. Der nächste Schritt wird dann das Label sein. Wir nehmen es so, wie es kommt. Schritt für Schritt. Ich meine, zwischen uns und Saddle Creek gibt es keine Feindseligkeiten oder so, wir wissen einfach nicht, was passieren wird und wie alles kommen wird.

Wie seid ihr damals überhaupt bei Saddle Creek gelandet?

Tyson: Unsere erste Platte haben wir damals mit Alive Records gemacht, das ja in Los Angeles ansässig ist. Beim zweiten Album fragten dann einige andere Labels an...

Adam: ...sie machten uns an! (lacht)

Tyson: Ja, sie haben sich richtig an uns rangemacht! Auf jeden Fall waren die Leute von Saddle Creek für uns diejenigen, die am bodenständigsten schienen und am unkompliziertesten waren. Sie waren einfach vertrauenswürdig. Weißt du, anstatt dich zum festlichen Dinner einzuladen, bist du mit denen in eine Bar gegangen und hingst dort eben mit denen zusammen ab. So gesehen hat es sich eben richtig angefühlt und darüber hinaus sind sie sehr künstlerfreundlich... (nimmt einen kräftigen Schluck Rotwein)

Achim Schlachter

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