Rezension

The Wave Pictures

Beer In The Breakers


Highlights: Blue Harbour // Pale Thin Lips // Beer In The Breakers
Genre: Folk // Rock mit Britpop-Einschlag
Sounds Like: Ezra Furman And The Harpoons // Darren Hayman

VÖ: 06.05.2011

Wären The Wave Pictures ein WG-Mitbewohner, wären sie der verschrobene, trotzdem sympathische Freak mit eigenwilligem Tagesrhythmus. Selten, aber dann doch ein bisschen nervend, steht er in Unterhose morgens um 7.30 h in der Küche, kocht Kaffee und wünscht mit überschwänglich ehrlichem Frohsinn einen ätzend-heiteren „Guten Morgen!“ („Blue Harbour“/ „Little Surprise“/ „Rain Down“).

Wären „The Wave Pictures“ ein Auto, wären sie vermutlich ein alter Mercedes, seines Zeichens Klapperkiste: der Lack ist zerkratzt und es gibt weder Klimaanlage noch Servolenkung. Dafür macht der Wagen aus jeder kurzen Fahrt ein Abenteuer – die Furcht vor einem rauchenden Motor oder spontanem Zerfallen in alle Einzelteile sind stetige Begleiter. Trotz allem kommt man ans Ziel, meistens zwar etwas zu spät, aber jedes Mal mit gestärktem Charakter und einer erwähnenswerten Geschichte. Längst gehört dieses Auto zu einem wie die Haarsträhne, die nie so liegt, wie man sich das wünscht, eine Liebe also, die stärker ist als jeder Fön. („Now Your Smile Comes Over in Your Voice“/ „In Her Kitchen“)

Wären „The Wave Pictures“ ein Getränk, wären sie Weißwein. Mal ein lieblich-süffiges Aldiprodukt – man trinkt die Kopfschmerzen gleich mit – mal ein texturreicher, eleganter Tropfen, der seinen Preis bei jedem Schluck deutlich wert ist. Mit jeder Flasche rührt sich ein bisschen Schwermut, trotzdem bleibt die Farbe hell und der Geschmack angenehm leicht. („Two Lemons, One Lime“/ „Beer In The Breakers“ / “Epping Forrest“)

All dies demonstrieren The Wave Pictures nun auf ihrer neuesten Platte „Beer in the Breakers“! Dem altbekannt bockigen Anti-Perfektionismus zollen Tattersall, mit seiner knarzigen Stimme und der rudernd-schrammelnden Gitarre, und Rozycki und Helm, die nötigen Rhythmus und Drive beisteuern, den üblichen Tribut. Den Jungs gelingt ein hübscher Balanceakt zwischen Eckigkeit und Schwung, Eigensinn und Können, hübschen Gedichten mit britischem Akzent und rumpeligen Melodien. Abgerundet wird diese Mischung durch eine gehörige Portion Spontanität, die sicherlich auch daher rührt, dass das Album an nur einem Tag aufgenommen wurde.

Am Ende hauen „The Wave Pictures“ hier ein Album raus, dass zwar typisch für diese Band ist, aber immer noch Spaß macht, antreibt und erstaunt. So hat man also den weißweintrinkenden Nerd in einem schrottreifen Auto und die Devise lautet: Einsteigen, wir wissen zwar nicht, wo wir hinfahren, aber den richtigen Soundtrack dazu haben wir bereits!

Silvia Silko

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Der Opener des Albums hier in der "Bandstand Busking"-Akustikversion.

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