Rezension

Sigur Rós

Valtari


Highlights: Ekki múkk // Varúð // Rembihnútur
Genre: Postrock // Ambient
Sounds Like: Jónsi & Alex // Ólafur Arnalds // Mew

VÖ: 25.05.2012

Sinn für Humor müssen Sigur Rós ja dann irgendwie doch haben – missfiel 2008 so manchem, dass die Isländer scheinbar zum ersten Mal genug Spaß an der Welt hatten, um mit „Með Suð I Eyrum Við Spilum Endalaust“ ein absolut lebensfrohes- und bejahendes Album aufzunehmen, ließ die Ankündigung eines Nachfolgers namens „Valtari“ jeden des Isländischen Mächtigen aufschrecken: Eine wummernde, kraftvolle Dampfwalze als Namensgeber! Nun – zwar ist Nomen in diesem Fall keineswegs Omen, doch trotzdem ist „Valtari“ wohl nicht das Album, das viele gerne als den eigentlichen Nachfolger von „Takk“ gesehen hätten.

Was immer eine große Kunst von Sigur Rós war, gelingt der Band auf dem ersten Album nach den ersten Kinderfreuden vieler Bandmitglieder sowie Jónsis Solokarriere nämlich deutlich schlechter: Innerhalb des auf den ersten Blick eintönigen Genres sphärischer Instrumentalmusik ein Meisterstück nach dem anderen zu schaffen, dessen Alleinstellungsmerkmale schlecht benannt, sondern nur irgendwie gespürt werden können. Nun nehme man als Gegenbeispiel einmal „Varðeldur“ – ein paar ungeheuer entschleunigte Klaviernoten, dazu Geräusche zwischen einer singenden Säge und einem säuselnden Jónsi und nach knapp sechs Minuten ist das Lied um. Auch auf den darauf folgenden zwei Stücken geschieht auf „Valtari“ nicht mehr viel.

Schön jedoch, dass Sigur Rós auf der ersten Albumhälfte dann doch an mancherlei Stelle eindeutig demonstrieren können, weswegen sie einst eine solche Ausnahmestellung in den unendlichen Weiten von Ambient und Postrock erringen konnte: „Varuð“ etwa, das dunkelschwer beginnt und sich dann zu einem so schönen wie mächtigen Monolith emporsteigert, erinnert deutlich an „Glósóli“ und vermag ebenso auch vom hundertsten Hören noch zu überwältigen. Im Kontext dieses hell scheinenden Leuchtfeuers kann dann selbst eine schöne Ballade wie „Ekki Múkk“ nur verblassen, das für manch anderes Kollektiv vielleicht den Höhepunkt der Bandkarriere bedeutet hätte. Im Gesamtbild enttäuscht „Valtari“ dann aber eben doch etwas – wenn auch auf dem vielleicht höchstmöglichen Niveau.

Jan Martens

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