Rezension

Portugal. The Man

In The Mountain, In The Cloud


Highlights: So American // Once Was One // Share With Me The Sun
Genre: Indie-Pop // Folk-Pop // Sinthie-Rock
Sounds Like: Rx Bandits // Minus The Bear // MGMT

VÖ: 15.07.2011

Harmonische Melodien scheinen die Jungs von Portugal.The Man schon immer im Überfluss gehabt zu haben, zumindest haben sie diese bisher stets großzügig durch ihre Platten strömen lassen. Geändert hat daran auch der Label-Wechsel von Equal Visions zu Warner nichts: Immer noch verbindet das gekonnte Songwriting eigentümliche Soundabfolgen und Instrumente, zieht sie zusammen und schafft so hübschen Wohlklang, auf den Gourley mit seinem high-pitched Gesang vorlegt, worauf die anderen einstimmen.

Immer noch spielen Carothers und seine Mannen „Licht an, Licht aus“: im Jahrestakt nämlich bringen sie Platten an die Öffentlichkeit, bei denen sich Frohsinn und Trübsinn gegenseitig die Klinke in die Hand drücken. In diesem Verhältnis zum Vorgängeralbum „American Ghetto“ steht auch das neueste Werk „In the Mountain, In the Cloud“. Hatte „American Ghetto“ eher eine Aura von satter Melancholie inne, präsentiert sich das neue Werk so einnehmend als Sommeralbum, dass man beinahe den Eindruck hat, die Band tue den ganzen Tag nichts anderes, als mit Blumenkränzen auf dem Kopf fröhlich über Feldwiesen zu hüpfen oder mit einem Herzen voller Liebe in Waldlichtungen die Sonne anzubeten.

Schwermut jedenfalls sucht man hier vergebens. Die Songs sind genauer genommen so fluffig, dass man „In the Mountain, In the Cloud“ mit bestem Gewissen die eingängigste Arbeit der Band nennen darf. Bereits der Opener „So American“ jauchzt den Hörer mit der Akustischen und Hintergrundklatschen warm und freundlich an, „Senseless“ streift uns sanft durch lockere Gitarrensoli und Synthieflocken und irgendwie scheint auf der ganzen Platte immer mal wieder Gospel durchzuschwummern.

Nicht nur für die farb- und formprächtige Gestaltung des Artworks scheinen die 60er/70er Inspirationsquelle gewesen zu sein, auch Songzeilen wie Share With Me The Sun / You Forget Sometimes It's Yours ist durch die hippiesken Jahrzehnte schattiert. Erstaunlich ist aber einfach, wie aus Folk-, Soul- und Psychedeliceinflüssen, einer handwerklich, wie auch gestalterisch begabten Band und dem Produzenten Andy Wallace (Dream Theatre, Nirvana) so leichtfüßige Popmusik entstehen kann.

Ob die Band nun ihre musikalisch härteren Tage hinter sich hat, ist fraglich. Auf „In The Mountain, In The Cloud“ haben sie sich aber definitiv erstmal davon verabschiedet. Genau dies mag der Grund sein, warum aus besagter Eingängigkeit der Stücke zwischendurch auch mal Belanglosigkeit wird. An Platten wie „Church Mouth“ oder „Censored Colours“ kommt die neue Scheibe jedenfalls nicht heran. Neu erfinden tun sie sich hier auch nicht, bewahren sich aber ihren bemerkenswerten Sound und beschert uns entzückenderweise mit einem wundervollen Soundtrack für den Spätsommer.

Silvia Silko

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