Rezension

Olli Schulz

Feelings Aus Der Asche


Highlights: Als Musik Noch Richtig Groß War // Mann Im Regen // Feelings Aus Der Asche
Genre: Singer-Songwriter // Indie
Sounds Like: ClickClickDecker // Gisbert Zu Knyphausen

VÖ: 09.01.2015

18.12.2014: Olli Schulz hat seinen vorerst letzten Fernsehauftritt bei seinem Freund und Kollegen Jan Böhmermann, unter anderem um seine neue Single vorzustellen. Noch bevor es überhaupt zu einem Gespräch kommen kann, ertönt aus dem Publikum ein „Ficki-Ficki“-Ruf, bezogen auf einen Ausruf Schulz‘ bei neoParadise, der etwa zwei Jahre her war. Und für den Sänger wahrscheinlich die Bestätigung, den richtigen Weg eingeschlagen zu haben. Olli Schulz, Charles Schulzkowski, Schulz in the Box. In den letzten Jahren lag seine Konzentration auf dem Fernsehen. Erst als Sidekick bei neoParadise, später sogar mit eigener Show bei Pro7. Und dann? Dann lässt er den ganzen Kram einfach wieder sein, denn Schulz hat keine Lust mehr auf ein Leben als Hofnarr. Zwar zeichnete er sich immer auch durch seinen Humor aus, ist er doch auch Teil seiner Musik, aber diese geriet für viele in Vergessenheit. Olli Schulz hat sich entschieden, vorerst gegen eine Fernsehkarriere, für ein neues Album.

„Feelings Aus Der Asche“, jetzt schon Kandidat auf den Albumtitel des Jahres, ist das Ergebnis aus typischer Musik des Hamburgers und einer Reflektion seiner letzten Jahre. Letzteres zeigt sich am besten in „Passt Schon!“, in welchem er seine Unzufriedenheit über die letzte Zeit, über den Promistatus zum Ausdruck bringt. Ob er in der Öffentlichkeit angesprochen wird oder sich Quotendruck ausgesetzt sieht, am Ende fasst er es mit Ich habe keinen Vorschuss bekommen und muss zurückzahlen. zusammen.

Musikalisch entwickelte sich „Feelings Auf Der Asche“ im Vergleich zu den Vorgängern einen Schritt weg vom Liedermacher und wirkt eher wie die Platte einer ganzen Band. Unterstützt wird Schulz dabei unter anderem von Gisbert Zu Knyphausen, der das Bassspiel übernimmt. Passend dazu ist die Grundstimmung des Albums eher melancholisch, nachdenklich und ernst. Zwar finden sich immer wieder Witze, aber insgesamt ist der Anteil der Blödeleien geringer als noch auf „SOS – Save Olli Schulz“, und genau darin liegt auch die Stärke seines dritten Studioalbums. Ob „Als Musik Noch Richtig Groß War“, „Mann Im Regen“ oder „Feelings Aus Der Asche“, die ernsthafteren Lieder sind die wahren Highlights. Erst recht die letzten beiden bilden einen großartigen Abschluss. Ruhige Melodien, getragen von Piano oder Akustikgitarre, in den Vocals unterstützt von Gisbert und Kat Frankie – ein klasse Grundgerüst, um die letzte Beziehung zu thematisieren.

Schulz gehörte schon länger zu den besten deutschen Singer-Songwritern. Dass man ihm in Sachen Humor nur schwer etwas vormachen kann, hat er zur Genüge bewiesen. Jetzt zeigt er mit „Feelings Aus Der Asche“ aber noch einmal auf, dass er auch in Sachen Ernsthaftigkeit in der obersten Riege deutscher Musik zu finden ist. Da verkommt es schnell zur Nebensache, dass man in ihm vorerst einen der sympathischsten deutschen TV-Sternchen verloren hat.

Lewis Wellbrock

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