Rezension

Olli Schulz

Es Brennt So Schön


Highlights: All You Can Eat // Herz Los! // Bloß Freunde
Genre: Indie
Sounds Like: Tomte // Gisbert zu Knyphausen

VÖ: 13.03.2009

Mit dem dritten Olli-Schulz-Album „Warten auf den Bumerang“ und dem Labelwechsel von Grand Hotel van Cleef zu EMI war Schluss mit Lustig. Wobei, so ganz stimmt das nicht, denn der charmante Sprachwitz war immer noch da, nur kam dieser eher mit einem Augenzwinkern daher als mit der Brechstange, was erst einmal für viele Lange Gesichter bei einigen Fans sorgte. Manchmal kommt für uns Hörer der Moment, in dem wir über unseren Schatten springen müssen, wenn ein Musiker sich weiterentwickelt und diese Entwicklung nicht in eine Richtung geht, die wir uns vorgestellt haben, oder sogar - wie in diesem Fall - das Element verloren geht, das zuerst unser Interesse erregt hatte.

Nach einigen Durchläufen von „Es brennt so schön“ kann man spüren, dass Olli Schulz sich auf seinen ernsteren Stil inzwischen gut eingestimmt hat. Als festes Mitglied von Tomte hatte Max Schröder (der Hund Marie) diesmal keine Zeit, daher ist Schulz das erste Mal alleine für ein Album verantwortlich, was er so gut löst, dass man Max Schröders Fehlen kaum bemerkt. Er erschafft häufig das richtige melancholische Umfeld für die meist sehr persönlichen Texte. Die stampfende Basedrum in „Ab jetzt tuts nur noch weh“ und das träumerische Gitarrenriff in „So lange einsam“ sind ein guter Einstieg, während der Refrain von „Geheimdienst“ eine Spur zu peinlich ist. „Ewig Leben“ ist laut Schulz einer seiner Lieblingssongs, doch der Funke mag nicht so richtig überspringen. „Mach den Bibo“ ist dann ein Rückfall in alte Klamaukzeiten und die erste Single von Olli, die es in die deutschen Charts geschafft hat und dennoch in keinster Weise repräsentativ für das ansonsten durch Melancholie und Gefühl bestechende Album. Der Rückenwind durch den fünften Platz bei Stefan Raabs Songcontest hat sicher dazu beigetragen, dass dieser ziemlich banale Mittanzsong so erfolgreich wurde. Das anschließende „Herz Los!“ reißt das Ruder wieder herum und ist, bitte verzeiht mir das schlechte Wortspiel, das emotionale Herzstück des Albums. Als Singer/Songwriter lässt Schulz dann in dem ruhigen „Bloß Freunde“ viel Gefühl mitschwingen, begleitet nur von seiner Akustikgitarre.

Wenn man Olli Schulz in die Schublade der wenigen deutschen Künstlern gesteckt hat, die witzig sein können, ohne peinlich zu wirken, muss man ihn spätestens nach „Es brennt so schön“ zu den ernsthaften Musikern in Deutschland zählen. Und der Humor fehlt eigentlich gar nicht mehr.

Marcel Eike

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