Rezension

Gogol Bordello

Pura Vida Conspiracy


Highlights: I Just Realised // Amen
Genre: Gypsypunk
Sounds Like: Manu Chao // Beirut

VÖ: 19.07.2013

Welcher unfähige Praktikant sich an dem neuen Albumcover der Gypsypunks versucht hat, darf man sich ernstlich fragen: Aus Eugenes Kopf ragt eine unglaubwürdige Clipart-Sanduhr, die von einer Kugel zerschossen wird, das Glas splittert, der schwarz-weiße Hütz macht dazu einen Gesichtsausdruck, der nach „Hey! Was passiert hier?!“ ausschaut und der Hintergrund suggeriert Himmel mit Wolken.

Was wollen die selbsternannten Zigeuner uns damit sagen? Auch bei Hinzunahme des Albumtitels „Pura Vida Conspiracy“, was soviel heißt wie 'optimistische Verschwörung' oder 'reine Lebensverschwörung', bleibt das Fragezeichen groß. Läuft die Zeit der Verschwörung ab und man bleibt dabei trotzdem guter Dinge? Und welche Verschwörung ist hier überhaupt gemeint? Die der schlechten Albumcover?!

Auch Songtitel wie „My Gypsy Auto Pilot“ oder „The Other Side Of Rainbow“ geben wenig weiteren Aufschluss und klingen auch nicht besonders nach Verschwörungen, eher wie Gogol-Bordello-Songs sich eben immer anhören: Hütz' grummelige Stimme mit dem betont russischen Akzent steht im Vordergrund, Geige und Akkordeon sorgen für das echte Gypsy-Feeling und zusammen mit dem Rest der Truppe haut man dem Hörer die einfach getakteten 4-Akkord-Songs um die Ohren.

Gogol Bordello haben sich auf ihren letzten Alben mit starkem Werkzeug ihre eigene Schublade gezimmert und füllen diese dermaßen unmissverständlich und vorhersehbar aus, dass eigentlich nichts, was die Jungs und Mädels machen, besonders überraschen kann. Die Message der Songs kommt an: „Wir sind Gypsy! Wir gehören zum Rand der Gesellschaft! Das ist Lifestyle!“, der Rhythmus lädt zu Vodka-Eskapaden ein und irgendwie bekommt man ein bisschen Fernweh und fragt sich, wie es wohl wäre, ein bisschen durch Costa Rica zu laufen.

Vermutlich ist es am Ende aber auch genau das, was die Musiker um Eugene Hütz wollen: Keine Innovationen, keine Überraschungen, sondern das Verfolgen ihrer eigenen Linie. Für eingeschworene Fans ist das natürlich genau das richtige, auch wenn Stücke wie „I Just Realized“ sich anhören wie „Sun Is On My Side“ oder „We Rise Again“ seinen Auftritt scheinbar auch schon in Form von „Immigraniada (We Comin' Rougher)“ auf dem letzten Album hatte.

Anhänger Gogol Bordellos verzeihen möglicherweise auch das eigenwillige Albumcover, freuen sich über die 12 neuen Tracks, die man getrost in seine Sommer-Playlist packen kann und warten auf das nächste Konzert der Band, denn bekanntlich hauen die Gogols auf der Bühne das wieder raus, was sie auf Albumlänge und in eben gepresstem Zustand nicht vermögen.

Silvia Silko

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