Rezension

Death Cab For Cutie

Narrow Stairs


Highlights: No Sunlight // I Will Possess Your Heart // Your New Twin Sized Bed
Genre: Indie-Pop
Sounds Like: The Postal Service // Modest Mouse // Nada Surf

VÖ: 16.05.2008

Ob Adam Brody mittlerweile eigentlich Ehrenmitglied bei Death Cab For Cutie ist? Die Band aus Bellingham in Washington war zwar schon mehr als ein Geheimtipp, bis Brody seinem Seriencharakter Seth Cohen in der TV-Serie The OC ein "Transatlanticism"-Plakat an die Wand heftete, doch danach ging es richtig rund. Eben jenes Album verkaufte sich wie geschnitten Brot und kurz nach Serienstart in Deutschland konnte die Band im Jahr 2005 den Nachfolger "Plans" präsentieren. Umso mehr Aufmerksamkeit und Druck liegt nun auf "Narrow Stairs", das sich gleich mal mit schickem Booklet in Treppenoptik präsentiert.

Vorab veröffentlichten Death Cab die Single "I Will Possess Your Heart", satte acht einhalb Minuten lang, von denen im Radio aber meist nur die letzten vier laufen, während das lange Intro unter den Tisch fällt, was schade ist, da es dem Song noch einmal eine ganz andere Note gibt. Dieser Song birgt auch eine amüsante Anekdote. Während der Aufnahmen der Platte, die live eingespielt wurde, stolperte Gitarrist Chris Walla über ein Kabel und stöpselte so Nick Hammers Bass kurzerhand aus. Statt das Lied neu einzuspielen, entschied man sich, es dabei zu belassen.

Walla, aber auch Sänger Ben Gibbard, dürften wissen, was sie tun, schließlich sind sie musikalische Vollprofis. Wenn Gibbard nicht gerade mit Death Cab beschäftigt ist, tourt er solo oder mit seinem Nebenprojekt The Postal Service, Walla produziert Alben von Nada Surf, The Thermals, aber auch von Death Cab selbst. So ist "Narrow Stairs" in kompletter Eigenregie entstanden. Eines der Ziele: Nicht nach Majorlabel klingen, auch wenn sie längst bei Atlantic unterschrieben haben. Und auch das ständige OC-Gerede wird für die Band langsam ermüdend.

Heraus kamen fünfundvierzig Minuten mit melodiösen, leicht atmosphärischen, aber unkitschigen Indie-Pop-Songs, gespickt mit sanften Postrock- und New Wave-Anleihen. Heutzutage ist Indie natürlich nicht mehr nur Indie und so klingen Death Cab auch trotz aller Ambitionen dennoch nach einer feinen Band, die zurecht von einem Major-Label gesignt wurde, aber auf keinen Fall so nervig, wie all die Stadionrockbands, die mit ihren Fotos im Büro des Plattenfirmenbosses hängen mögen.

Einer der Höhepunkte auf "Narrow Stairs" ist die ernüchternde Coming-of-Age-Nummer "No Sunlight", in der Ben Gibbard mal wieder seine Fähigkeiten als guter Songwriter unter Beweis stellt: "It disappeared at the same speed as the idealistic things I believed when the optimist died inside of me". Für viele Bands gelten diese Zeilen auch für ihre Karriere. Dass die von Death Cab weiterhin Bestand hat, das ist, so nervig es sein mag, tatsächlich jener kultigen Serienfigur mit dem Poster im Zimmer geschuldet. Steht dazu, Jungs. Und freut euch, denn die Serie ist eingestellt, doch eure Band existiert noch. Und das ist gut so. Der Beweis - dieses Album.

Martin Korbach

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