Konzertbericht

Death Cab For Cutie


Als ich mich auf dem Weg zur Constitution Hall befand, war ich mir gar nicht so sicher, was ich von dem anstehenden Konzert erwarten sollte. Zum einen war es mein erstes Konzert mit festen Sitzplätzen und zum anderen hatte ich Death Cab For Cutie vor ein paar Monaten im lauschigen 9:30 Club erlebt und ich konnte mir sie nicht in einer so großen Halle vorstellen. Nur zum Vergleich: Der 9:30 Club bietet für ca. 500 Personen Platz, die D.A.R. Constitution Hall für über 3700. Und diese war ausverkauft!

So kam ich mit durchaus gemischten Gefühlen an. Die schottische Vorband "The Cribs" hatte ich leider verpasst, und damit war ich nicht die Einzige. Denn sie starteten ihr Set bereits um 7:30 p.m., was für D.C. wirklich sehr früh ist, bedenkt man, dass viele Konzertbesucher erst um diese Zeit Feierabend haben. Somit kann ich zu "The Cribs" nichts sagen.

Franz Ferdinand, die auch in den USA sehr populär sind und als die "modern rock darlings" bezeichnet werden, starteten mit "Do You Want To" und der für sie typischen Energie ihre Show. Natürlich hielt es ab diesem Zeitpunkt niemanden mehr auf seinem Sitzplatz. Getanzt, geklatscht und mitgesungen wurde im Stehen, wobei es dabei zu ein paar Auseinandersetzungen mit "gesitteteren" Konzertbesuchern kam. Sänger Alexander Kapranos verstand es, dem Publikum und auch der Band selbst keine Ruhepause zu gönnen. Franz Ferdinand heizten die Stimmung mit einer wohl überlegten Setlist aus Songs ihrer beiden ersten Alben "You Could Have It So Much Better" und "Franz Ferdinand" an.

Mit dabei waren beispielsweise "Matinee", "This Fire", "The Fallen", "Walk Away", "Come on Home" und "Darts Of Pleasure". Allerdings muss man sagen, dass der Sound nicht der Beste war, natürlich trägt dazu auch die schlechte Akkustik der Constitution Hall bei, denn gerade deswegen kamen laute und starke Nummern der Band, wie "Take me out", nicht in erwarteter Weise rüber. Highlights dagegen waren das etwas langsamere "Eleanor, Put Your Boots Back On", "Jaqueline" und "You're The Reason I'm Leaving". Auch "Outsiders" war etwas Besonderes, so schlugen teilweise drei Bandmitglieder auf das Schlagzeug ein, ein Energiefluss ohne Gleichen! Die Bühnenpräsenz von Franz Ferdinand ist einfach gewaltig, sie im 9:30 Club sehen, wäre genial! Dort hätte man dann genügend Platz zum Tanzen und der Sound ist dort bekanntlich auch besser.

Nun aber zu meinem persönlichen Hauptact: Death Cab For Cutie. Wie gesagt, meine Erwartungen hatte ich etwas herunter geschraubt, denn das Konzert der Band im 9:30 Club war wirklich atemberaubend, gerade wegen der intimen Atmosphäre. Nun also vor 3700 Menschen? Den ersten Song "Passenger Seat" begann Ben Gibbard solo am Klavier, nur ein Scheinwerfer war auf ihn gerichtet, im Hintergrund war nur das Bühnenbild, bestehend aus Schatten von Bäumen, zu sehen. Langsam stieg auch die Band ein und "Passenger Seat" endete schliesslich in "Different Names For The Same Thing". Somit war schon ein beeindruckender Start gemacht und Ben Gibbard war ausserdem in sympathischer Plauderlaune. Death Cab For Cutie verstanden es mal wieder, ältere Songs, zum Beispiel von "Transatlanticism", mit neueren Nummern des aktuellen Albums "Plans" zu kombinieren. Mit dabei waren unter anderem: "The New Year", "Title And Registration", "Expo '86", "We Looked Like Giants", "Crooked Teeth" und "Brothers On A Hotel Bed".

Und auch der Sound war bei Death Cab For Cutie um einiges besser, ob sie wohl einen besseren Soundtechniker hatten als Franz Ferdinand? Die schönsten Momente der Show brachten wohl "The Sound Of Settling", das Herz umklammernde "Soul Meets Body", das nie enden wollende "Transatlanticism" mit der endlosen, immer wiederholenden Textzeile "I need you so much closer" und das traurig schone "What Sarah Said". Und auch das Drumduell, dass sich Ben Gibbard mit Jason McGerr lieferte, hatte es in sich!

Als Zugabe gab es, wie auch im 9:30 Club, "I Will Follow You Into The Dark". Ben Gibbard betrat dazu die Bühne und raubte allein mit der Akkustikgitarre dem Publikum zum Abschluss nochmal den Atem. Die Version des Songs war so mitreissend, dass ich Gänsehaut bekam.

Mein Fazit ist, dass es Death Cab For Cutie auch verstehen, in einer so grossen Konzerthalle eine intime Atmosphäre aufzubauen, die es schafft den Konzertbesucher zu berühren. Ich hatte definitiv nicht damit gerechnet, dass das Konzert trotz grosser Besucherzahl so persönlich wird und die Stimmung, die Death Cab For Cutie erzeugen, nicht verloren geht. Somit verließ ich die Constitution Hall mit einem Lächeln und "I Will Follow You Into The Dark" in den Ohren. Ausserdem war ich um eine Erfahrung reicher: Nämlich sich wirklich nur für besondere Bands auf ein Konzert in der Constitution Hall einzulassen.

Verena Blättermann