Rezension

Bill Callahan

Gold Record


Highlights: Pigeons // Breakfast
Genre: Singer Songwriter // Folk
Sounds Like: Smog // Lambchop // Leonard Cohen

VÖ: 04.09.2020

Vor einem Jahr erst veröffentlichte der US-Amerikaner „Shepherd In A Sheepskin Vest“ und legt nun mit „Gold Record“ nach. Das Familienleben scheint wohl einen positiven Einfluss auf seinen musikalischen Output zu haben. Gut für seine Zuhörerschaft.

Das Album startet mit einem eingängigen Gitarrenpicking, auf das kurz danach Callahans charismatischer Bariton einsetzt: „Hello, I am Johnny Cash“. Klingt erst einmal etwas verwirrend, im weiteren Verlauf stellt man jedoch fest, dass es nicht um den Country-Musiker geht, sondern um einen Mann, der nach seiner Hochzeit durch Texas fährt. Dieses „Pigeons“ ist ein starker Auftakt inklusive Walzertakt und mexikanisch angehauchter Trompetenuntermalung. Bei dem jazzigen „Breakfast“ hört man dann zum zweiten mal nach dem famosen „Another Song“ einen deutlich in den Vordergrund abgemischten Schlagzeugeinsatz. Das ist tatsächlich ein schöner Moment, denn wenn man zurückdenkt an sein 2009 erschienenes Magnum Opus „I Wish I Were An Eagle“ wird deutlich, dass ihm die etwas durchproduzierteren und dynamischeren Songs unglaublich gut stehen. Würde man sich in der Art wieder gern mehr von ihm wünschen. Ry Cooder bekommt auf „Gold Record“ auch einen Song gewidmet und an einem bluesigen „Protest Song“ mangelt es auch nicht. Leider drängen sich diese zwei Songs nicht wirklich auf, passen allerdings ganz gut in das Gesamtkonstrukt.

Callahans Bariton ist in seinen Songs natürlich wieder das zentrale Puzzlestück. Wenn man sich die Entwicklung seiner Stimme seit den frühen 90ern anschaut, in dem er unter dem Pseudonym Smog karge und dissonante Songs auf Audiokassetten veröffentlicht hat, ist das schon beeindruckend. Zwar hatte man schon da eine ungefähre Ahnung wie seine Stimme im reiferen Alter klingen würde, jedoch hat diese seit dem 1999 erschienenen „Knock, Knock“ eine neue Ebene erreicht. Und hier haben wir auch schon den Link zu dem Song „Let´s Move To The Country“, der eben auf diesem Album veröffentlicht wurde und bei seinem aktuellen Werk wieder mit von der Partie ist. Warum das ganze? Weil es hier um Unvollständigkeit, dem Streben nach Vervollständigung und Familiengründung geht. Der Song ist sozusagen ein Zurückblicken des Familienvaters.

Wenn das Album im finalen „As I Wander“ ausklingt, ist das Résumé eindeutig. Mit „Gold Record“ stagniert er zwar musikalisch, aber auf was für einem hohen Niveau.

Marcus Schmanteck

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