Rezension

Bill Callahan

Apocalypse


Highlights: Riding For The Feeling // Free's // Universal Applicant
Genre: Singer-Songwriter // Folk // Soul
Sounds Like: Leonard Cohen // Smog // Lambchop // Bonnie 'Prince' Billy

VÖ: 08.04.2011

Von seinem Wohnort Austin über seine Heimat Maryland, quer durchs Land an die Westküste und wieder zurück nach Texas. Bill Callahan begeht auf seinem vierzehnten Langspieler "Apocalypse" eine lyrische Reise durch Amerika. Er wandert dabei auf den Pfaden des Souls, bedient sich an Jazz-Elementen, schafft es mal wieder, Bill Callahan zu bleiben und doch nicht alles genauso zu machen wie zuvor. Und das ist gar nicht so einfach, ist Callahan doch einer dieser Songwriter mit schier unüberschaubarem Fundus. Schon lange nimmt er seine Musik nicht mehr Lo-Fi-mäßig mit dem Vier-Spur-Rekorder auf, diese Platte wurde live im Studio eingespielt.

Der erste Eindruck ist das wunderschöne Covergemälde, welches so gar nicht nach Apocalypse aussieht. Dafür sorgt der lyrische Einstieg "The real people went away...", mit dem "Drover" beginnt, ein Song, der von einer fehlenden Identifikation mit der Lebensumwelt und der daraus resultierenden Flucht handelt: Die Reise beginnt. Sie geht jedoch keineswegs den direkten Weg sondern setzt sich aus assoziierten Gedankenfetzen zusammen, gewohnt geprägt von schwarzem Humor (Afghanistan, Vietnam, Iran // Made Of America", aus "America!"). Auch die gewohnte Dramatik bleibt nicht aus, Callahan ist mal dunkel-sarkastisch, mal warmherzig, aber immer eines: Ehrlich. Das spiegelt sich auch in seiner Art des Vortrags, der Spontanität in der Stimme, dem Mut, auch mal abzuweichen und der sehr spärlichen, direkten Musik wider. So eröffnen sich emotionale Dimensionen, welche bei perfekter Produktion möglicherweise leicht abhanden kommen können.

Besonders schön ist es, wie hier die Musik die Lyrik begleitet, und nicht ein einfacher Text die Musik. (Es verwundert nicht, dass dieser Mann neulich einen Briefroman veröffentlicht hat.) "Riding For The Feeling" ist ein gutes Beispiel dafür: Man kann sich beim Hören nicht vorstellen, dass ein Gefühlsritt etwas anderes sein kann, als ein langsamer Walzer. Immer dann, wenn ein neues Instrument von der Seite in den Focus rückt, um eine besondere Textstelle zu untermalen, sei es eine Violine, eine Flöte oder ein Klavier, dann ist besonders klar, warum dieser Mann nun bereits sein vierzehntes Album veröffentlicht: Weil es ein neues Meisterwerk in dieser Reihe der Meisterwerke ist. Auch in Zukunft wird es sich lohnen, Callahans Reiseroute gespannt zu verfolgen.

Daniel Waldhuber

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