Rezension

Beatsteaks

Boombox


Highlights: Milk & Honey // Access Adrenaline // Under A Clear Blue Sky
Genre: Punkrock // Pop
Sounds Like: The Clash // Social Distortion

VÖ: 28.01.2011

Boombox. Das ist also der Titel des mittlerweile sechsten Beatsteaks-Albums. Was auf den ersten Blick nach plumper Hau-Drauf-Musik in Streetstyle-Prollmanier klingt, entpuppt sich mit dem Hintergrund, wer die Beatsteaks sind und was sie bedeuten, als recht treffend. Der Schlüssel zum Hintergrund ist das Cover der Platte, eine aufgeblasene Papiertüte im Begriff, zum knallenden Zerplatzen gebracht zu werden: Eine Boombox. Und genau das ist es, wofür die Beatsteaks für sicherlich die meisten stehen: Ein herausstechender, ereignisreicher Moment, hier und jetzt, mit adrenalinreichem, aber dafür nicht allzulangem Nachhall.

Wer nämlich verbindet die Beatsteaks nicht mit dem Sommer, Festivals, guter Laune, und einfach mitreißenden Auftritten von fünf Typen, die mehr Bock auf das, was sie da machen, nicht haben könnten? Wer hat sich noch nicht zu "Let Me In" hingesetzt, wurde von Gitarrist Bernd Kurtzke bei Songs wie "Frieda und die Bomben" angeschrien, war dabei nicht ganz nüchtern und danach erschöpft und zufrieden? Beatsteaks-Konzerte sind keine Konzerte, von denen man noch Jahre später zehrt, aber für den Moment selbst ist der Adrenalin- und Endorphinausschuss nicht der geringste.

Und so wächst eine jede Beatsteaks-Veröffentlichung erst so richtig, wenn das Liveausmaß der Songs bekannt ist, die Publikumsreaktion erst trägt die Songs dorthin, wo sie hingehören. Das Potential dazu ist auf der "Boombox" definitiv vorhanden. Zum Glück, kann man sagen, denn wie nie zuvor haben Arnim & Co im Vorfeld damit gehadert, ob der Akku noch voll genug ist, weiterzumachen. Gesetzter und familiärer ist man in den letzten Jahren geworden. Logische Konsequenz, dass man das Album komplett im eigenen Proberaum eingespielt hat. Live, und das ist auch gut so, fängt es doch die Energie, die das Ganze auf den großen Bühnen ausstrahlen wird, so gut es eben geht ein.

Die "Boombox" ist dabei äußerst vielfältig geworden, auch noch nach fünfzehn Jahren Bandgeschichte geben die Beatsteaks sich keinesfalls damit zufrieden, ein einfaches Punkrockalbum zu machen. Bringt die Single "Milk & Honey" gefühlt den Sommer durch die Radios und setzt ihn wie einen Wurm in den Ohren fest, fehlt es auch diesmal nicht an abgebrühtem Bad-Brains-Style ("Bullet From Another Dimension") oder Reggae-Sound ("Automatic"). Highlights sind das von Gitarrist Peter Baumann in feinstem Shy-English vorgetragene "Under A Clear Blue Sky" oder der Song, dessen Titel zur Band passt wie die Faust aufs Auge: "Access Adrenaline", ein Song, der das "Beatsteaks"-Gefühl des Sommers und der guten Laune bestens transportiert und auch im Winter ein Lächeln erzaubern kann. Eben dieses Gefühl, welches das Album erzeugen kann, die Energie und die Lust, Musik zu machen, welche man in jedem Moment spüren kann, die passende Aufnahmeart entschädigen für Dinge wie die mitunter schon eher simpel gestrickten Texte ("Some people may run // while others have fun", aus "Milk & Honey").

Natürlich verändern die Beatsteaks auch mit ihrem sechsten Langspieler nicht die Welt und erfinden auch das Rad gewiss nicht neu, aber für das, was es ist, ist es echt super geworden: Ein glücklicher, adrenalinreicher Rausch, der auf den Sommer vorbereitet und als feines Gewürz zur Gesamtmischung der vielen Momente kommt, die die Beatsteaks uns in diesem und hoffentlich noch vielen Sommern immer mal wieder bescheren werden. Eine "Boombox" halt.

Daniel Waldhuber

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