Rezension

William Fitzsimmons

Goodnight


Highlights: Everything Has Changed // You Broke My Heart // Afterall
Genre: Singer-Songwriter // Folk
Sounds Like: Iron and Wine // Matt Bauer // Sufjan Stevens // The Postal Service

VÖ: 14.11.2008

Vor bärtigen Songwritern kann man sich ja heutzutage kaum noch retten: Iron and Wine, Bon Iver, Scott Matthew, Matt Bauer -überall scheinen sie aus dem Boden zu sprießen. In diese illustre Runde reiht sich auch William Fitzsimmons ein, und was die Musik betrifft, ist er dem einen oder anderen der genannten ebenfalls nicht ganz unähnlich. Nachdem aber Iron and Wine auf seinem letzten Album mit einer großen Band einen ausufernden, aufwendig instrumentierten Sound kreierte, ist nun Fitzsimmons wohl der richtige Kandidat für all jene, die diesen intimen kleinen Songs der früheren Werke mehr abgewinnen konnten. Denn "Goodnight" ist ebenfalls eines dieser Alben, dass man am besten alleine in seinem Zimmer hört, da es viel zu zerbrechlich für die Welt da draußen ist.

Bereits vor zwei Jahren veröffentlichte Fitzsimmons dieses Album in Eigenregie, doch dank Haldern Pop Recordings bekommt er nun endlich die Aufmerksamkeit, die er schon längst verdient hätte. Dass sich in den USA bisher kein Label gefunden hat, das ihn bei sich aufnahm, ist schon sehr verwunderlich und bedenklich. Unterstützung erhielt er damals von einem kleinen Kammerensemble und Ingrid Michaelson, die seiner fragilen und manchmal nahezu flüsternden Stimme zur Seite steht. Zusammen mit seinem Banjo-, Klavier- und Gitarrenspiel entsteht eine wohlige Einheit, welche - zuweilen unterlegt von dezenter Elektronik - die Grundlage für seine Geschichten bietet. "This is the story of family, and what happens when they break apart" heißt es auf der Rückseite des Albumcovers, und in der Tat - hier wird man mit schmerzlichen Themen konfrontiert. Fitzsimmons erzählt von Trennung, Veränderungen im Leben, die einen an Vergangenes denken lassen, eigenen Fehlern und ihren Konsequenzen.

"Goodnight" ist ein Album, das sich nicht aufdrängt, das einem seine Ohrwürmer nicht direkt auf die Nase bindet. Denn die Songs bekommen von ihm die Zeit, die sie brauchen, um sich homogen zu entfalten - kein Song unterschreitet hier die 4-Minuten-Grenze. Doch wenn man sich in der richtigen Stimmung befindet und sich die Zeit nimmt, entdeckt man den großen Melodienreichtum des Albums, und schon bald entpuppen sich Songs wie "Everything has changed" und "You broke my heart" als heimliche Hits, die man tagelang mit sich umherträgt. Zugegeben, solche Songtitel mögen vielleicht etwas platt wirken und lassen an so manche Boygroup-Ballade denken, doch in diesem Album stecken so viele ehrliche Emotionen, dass sich derartige Assoziationen rasch verflüchtigen.

"Goodnight" ist ein Album, das einen zu berühren weiß. Zu offen teilt Fitzsimmons sein Seelenleben mit uns, als dass das einem nicht zu Herzen gehen könnte. Er hegt dabei keine großen Ambitionen - hier geht es um nicht mehr und nicht weniger als schöne und aufrichtige Songs, und die bekommt man in großer Zahl zu hören. Mal sehen wann der nächste Songwriter aus dem Nichts auftaucht, der solche wunderbaren Melodien aus seinem Bart zaubert.

Kilian Braungart

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