Rezension

Why?

Alopecia


Highlights: The Vowels Pt. 2 // The Hollows // Song of the Sad Assassin
Genre: Pop
Sounds Like: 13 & God // cLOUDDEAD // Themselves // Fog // Arcade Fire

VÖ: 07.03.2008

Ein Moment auf Why?s „Alopecia“ springt einem sofort ins Ohr. Zwei Zeilen, die eine tiefe Wahrheit verströmen, unabhängig davon, wie man sie deutet: „Even though I haven't seen you in years, yours is a funeral I'd fly to from anywhere.“ Allerdings wäre es falsch zu denken, mit diesen Zeilen Why?s Schnittmenge aus Indie, Folk und HipHop verstanden zu haben.

Die Betonung dieser zwei Zeilen suggeriert unter Umständen eine Dominanz der Stimme, Yoni Wolfs Gesangs, Raps, Sprache über die Musik. Das Gegenteil mag jedoch eher zutreffen, so klar Wolfs Vokalkünste immer präsentiert werden, stehen sie doch ebenso in einer undurchdringlichen Einheit mit den musikalischen Produktionen seines Bruders Josiah und des dritten Why?-Mitglieds Doug McDiarmid, sowie ihrer Mitstreiter Broder und Erickson von Fog. Die beeindruckende Dichte aus Produktion und Vocals erzeugt auf „Alopecia“ eine Intensität, die für Popmusik, und darum handelt es sich tatsächlich in erster Linie, fast einzigartig erscheint.

Mögen „The Vowels Pt. 2“ und „The Hollows“ die offensichtlichen Höhepunkte in der ersten Hälfte des Albums sein, ist doch „Song of the Sad Assassin“ der Song, der in seiner vielschichtigen Produktion und dem Mantra „Billy the Kid did what he did and he died“ die Qualität des Albums am Besten verkörpert. Doch selten erscheint es so unfair, einen Song über andere zu erheben. Hat „Gnashville“ nicht auch diese kleinen Momente, für die andere Bands töten würden, um nur einen auf ihrem Album vorweisen zu können? Klingt das hymnische und aufbauende „Fatalist Palmistry“ nicht streckenweise fast zu schön, um wahr zu sein? Beweisen die Raps in „The Fall of Mr. Fifths“ und „By Torpedo Or Crohn’s“ nicht auf das Eindrücklichste, was HipHop Marke Anticon alles sein kann?

Alle Geheimnisse des Albums „Alopecia“ aufzudecken, dürfte jeden Hörer eine ganze Weile kosten. Sich in ihm zu verlieren fällt dagegen einfach. Die Faszination der Mischung aus klassischem Indie-Songwriting, Sampling- und rap-nahen Vokaltechniken ist keine neue Nachricht mehr, doch haben Why? mit „Alopecia“ nicht nur dieser Schublade eine Perle hinzugefügt.

PS: Und nein, der Einstieg in diesen Text ist keine Anspielung auf die Konkurrenz. Aber Wahrheit bleibt Wahrheit.

Oliver Bothe

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