Rezension

Why?

Eskimo Snow


Highlights: These Hands // Into The Shadows Of My Embrace // This Blackest Purse
Genre: (Folk)Pop
Sounds Like: They Might Be Giants // 13 & God // Animal Collective

VÖ: 02.10.2009

Spätestens in den Nullerjahren haben wir ja Zeiten erreicht, in denen Genreeinteilungen und Schubladendenken in der Popmusik vollkommen überflüssig sind und bestenfalls einen kleinen, zugegeben oft umständlichen roten Faden für Musikjournalisten darstellen. Da mischt sich dann gerne mal Hip-Hop mit Elektrotrash, Post-Rock mit Ambient undsoweiter undsofort. Bei diesen ebenso ungenauen wie überflüssigen “Einordnungen” wird dann oft vergessen, dass im Grunde jedes Genre bereits in seiner Anfangsphase aus Bestandteilen anderer Genres entstand. Das ist seit geraumer Zeit das Wesen der Popmusik. Dennoch - und da nehmen wir uns nicht aus: Solche Beschreibungen, die nur eine scheinbare Erleichterung für Schreibenden und Leser darstellen, werden überproportional häufig verwendet.

Interessant wird es dann, wenn Bands sich einfach mal keinen Deut um solche Beschreibungen kümmern (was meistens der Fall ist) und man das ihrer Musik auch anhört (wie im Falle von Why?). Oder sollte man vielleicht besser sagen: “... was man ihrer Musik nicht anhört”. Denn bereits seit ihrem Debüt “Sanddollars” galten die Kalifornier um Yoni Wolf als HipHop-Band. Im Laufe der folgenden Alben entwickelte sich ein weiterer Pol, der die Musik von Why? nun “vereinfachend” zwichen Indie-Rock und HipHop ansiedelte. Bezeichnend ist dabei, dass man auch in den Besprechungen zu “Eskimo Snow”, dem nun vierten Langspieler, immer wieder vom HipHop lesen kann – und vom allgegenwärtigen Indie-Rock, klar. Tatsächlich sind Why? aber an einem Punkt angekommen, an dem sich angesprochene Einflüsse nicht mehr raushören lassen, sondern im wahrsten Sinne des Wortes lediglich in den Entstehungsprozess der einzelnen Songs einfließen.

Das Ergebnis sind seichte, folkig angehauchte Klangteppiche, die immer wieder versucht sind, sich zu einem großen Noiseberg anzuheben. Jenen besteigt Wolf mit einer näselnden Psychedelia in der Stimme, die sich um nichts kümmert, das am Wegesrand lauert. Straight geht Wolf seinen Weg, macht, was er will, enttäuscht immer wieder musikalisch konditionierte Erwartungen von Songabläufen. Die Konsequenz ist, je nach Song, eine evozierte Stimmung, die von ziemlich egal bis herrausragend reicht und ihren klaren Höhepunkt in “Into The Shadows Of My Embrace” hat, in dem sich unerwartet eine gigantische Welle aus Störgeräuschen über den seicht balladesken Song legt und am Ende von den stoischen Triolen eines Klaviers ins Ziel getragen wird.

Bezeichnenderweise markiert der Track die Mitte des Albums und irgendwie ist es auch jenes Wort, das die Musik Why?s am besten verortert: in der Mitte (des Pop).

Andreas Peters

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