Rezension

Villagers
Becoming A Jackal
Highlights: Becoming A Jackal // I Saw The Dead // The Meaning Of The Ritual // Pieces // Set The Tigers Free
Genre: Folk // Indie // Orchester
Sounds Like: Stornoway // Conor Oberst // The Immediate // Johnny Flynn
VÖ: 21.05.2010

Die meisten Leser werden schon von unserer Liebe für das Haldern Pop Festival erfahren haben. Jedes Jahr aufs Neue gibt es auf dem Festival mindestens einen Auftritt, nach dem man wie frisch verliebt begeistert allen Menschen erzählen muss, wie toll eben dieser eine Auftritt war. 2010 war dies bei den Villagers der Fall. Das lichtdurchflutete Spiegelzelt mag das Ambiente, welches die Musik verbreitete, noch perfektioniert haben. Aber die fünf Jungs, die auf der Bühne ihr Bestes gaben, hätten die gleiche Stimmung wahrscheinlich genauso gut in einem Kellerloch aufbauen können. Abwechselnd dramatisch, mit wunderschönem Klavierspiel, tanzbar mit vordreschenden Gitarren, oder auch poppig mit mehrstimmigen Gesängen fuhren sie eine perfekte Musikmischung auf.
Eben das tun sie auch auf ihrem Debüt-Album „Becoming A Jackal“. Hinter den durchkomponierten Songs steckt eigentlich vor allem Conor J. O'Brien. Der hat beinahe im Alleingang alle elf Lieder des Albums geschrieben. Aufgenommen hat er sie schließlich mit seinem Freund und Bandmitglied Tommy McLaughlin, auf dem Speicher des Hauses der McLaughlins, während des letzten Winters. Draußen tobten Schneestürme, also verschanzte man sich lieber in der warmen Hütte und ließ sich von Tommys Mutter bekochen. Nach kurzer Zeit war das Werk vollbracht. Lediglich die Streicheraufnahmen wurden später von Mitgliedern des Londoner Symphony Orchestras eingespielt und editiert.
Auf dem Album gibt es keinen Song, der störend wirkt. Es reiht sich geradezu eine Perle an die andere. Wirkt ein Lied beim ersten Anhören noch nicht zugänglich genug, so verleiht ihm mehrmaliges Hören den endgültigen Glanz. So ist es auch schwer, sich für „Lieblingslieder“ zu entscheiden. In „Becoming A Jackal“ singt O'Brien mitreißend: "You Would Offer Me Your Unmade Bed / Feed Me Till I´m Fed". “That Day” beginnt akustisch, still und leise und endet fulminant in lautem Gesang und euphorischer Instrumentierung. „The Meaning Of The Ritual“ ist ein zerbrechlicher Folk-Song, der besonders beim Betrachten des dazugehörigen Musikvideos seine volle Wirkung entfaltet. „Ship Of Promises“ erinnert mit seinem wuchernden Bass und Schlagzeugspiel in Teilen sogar an den Song „Atlas“ der Battles. O´Briens Wolfgeheul zum Ende von „Pieces“ lässt das Album schön dramatisch und doch mit einem Augenzwinkern ausklingen.
Musik, die man fast nicht oft genug hören kann. Falls es aber doch irgendwann das Verlangen nach mehr gibt, dann wird auch das sicherlich kein Problem sein. Die momentane Wetterlage würde jedenfalls die perfekten Voraussetzungen bieten, um wieder mal in einem warmen Häuschen neues Material aufzunehmen.
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