Rezension

Turbostaat

Das Island Manöver


Highlights: Surt & Tyrann // Pennen Bei Glufke // Fraukes Ende // Das Island Manöver
Genre: Punk-Rock
Sounds Like: Muff Potter // Schrottgrenze // Fehlfarben

VÖ: 09.04.2010

Es ist schon paradox mit den Jungs um Jan Windmeier. Eine Punkband gibt 2007 ihr Major-Debüt und man erwartet Schlimmes. Was Turbostaat aber auf „Vormann Leiss“ zum Besten gaben, hatte mit Mainstream nicht allzu viel am Hut. Es änderte sich musikalisch nicht viel, der Unterschied dürfte vor allem in der Berichterstattung über eine Band bestanden haben, die vor ihrem Major-Dasein vornehmlich in Fanzines und Special-Interest-Blogs stattfand.

Die Vorzeichen für „Das Island Manöver“ sind also gar nicht so schlecht, auch wenn sicher noch immer die Befürchtung des Ausverkaufs im luftleeren Raum schwebt. Doch auch Album Nummer vier der Flensburger bewegt sich nicht auf die Massen zu. Wären da nicht der druckvoll produzierte Bass und die kristallklar ausbalancierten Schrammelgitarren, man würde das Major-Dasein und das damit verbundene höhere Budget kaum bemerken. Dennoch bleibt die Frage, wieso ausgerechnet diese Band den Schritt aus der Underground-Szene in den großen Popzirkus geschafft hat, ohne sich dabei artistisch zu verbiegen. Wenn auch nicht zur letzten Zufriedenheit, so beantwortet „Das Island Manöver“ diese Frage zumindest teilweise.

Windmeiers Beitrag, der sich stets zwischen kehligem Grunzen und Gesang bewegt, findet auf dem Gerüst eines liebevoll aufgebauten Sounds statt, der in zuverlässiger Regelmäßigkeit vom treibenden Bass und aggressiven Gitarrenchords restlos eingerissen wird. Übrig bleiben die Texte, die, zwischen Gebrauchs- und Kunstsprache changierend, Geschichten erzählen, die trotz aller Punkattitüde nicht platt politisch oder gesellschaftskritisch sind. Da passt es ins Bild, dass die Songs zwar immer treiben und nach vorne preschen, nur selten jedoch zu plakativen Mitgröhlhymnen avancieren.

Vielleicht kann man das Phänomen Turbostaat am besten verstehen, wenn man die Punkmusik der Band in ein studentisches, nicht allzu intellektuelles Umfeld pflanzt. Dort gedeiht sie, dort wird sie konsumiert, zwischen Dosenbier und Brecht, zerrissenen Jeans und Cordsakko. Und deswegen müssen sich Turbostaat auch nicht verstellen, deshalb entziehen sie sich der Mainstreamisierung und bleiben in der einst jungfräulichen Nische zwischen Underground und Ausverkauf.

Andreas Peters

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