Rezension

Touché Amoré

Is Survived By


Highlights: To Write Content // Harbor // Blue Angels
Genre: Post-Hardcore // Hardcore
Sounds Like: Modern Life Is War // Defeater // Basement // La Dispute

VÖ: 27.09.2013

Wenn Animal Collective stringent klängen, wären sie dann noch interessant? Wenn Converge auf Weichspülgang schalteten, würde noch ein Hahn nach ihnen krähen? Und wenn Touché Amoré nun die Hoffnung in ihre Herzen lassen, berühren sie dann noch? Genau das scheinen die Kalifornier mit ihrer dritten Platte nämlich testen zu wollen.

Nicht, dass "Is Survived By" nun die Sonne aus dem Hintern scheinen würde. In den typisch stürmenden Hardcore-Galopps wie "Just Exist" oder "Kerosene" schreit sich Jeremy Bolm noch genug Frust von der Seele. Ohnehin, dieser Junge: Er textet so frontal ehrlich, da möge sich doch mancher Singer-Songwriter eine Scheibe abschneiden. Doch pinselt vor allem die Saitenarbeit auf dieser dritten Platte hellere Töne als noch auf "Parting The Sea Between Brightness And Me". Man nehme das zarte Intro von "Harbor" oder "Non Fiction", das zwei Minuten rein instrumental Hoffnung versprüht, bis Bolm sein klagendes Organ erhebt.

Zwei Minuten? Ja, früher schaffte es das Gros der Songs von Touché Amoré nicht auf diese Länge. Heute lässt die Band ihren Post-Hardcore mehr denn je atmen. Bezeichnend ist da der Titeltrack, der mittendrin, fast post-rockig, schön ausholt. Das erklärt nicht nur die Spielzeit von fast 30 statt früher 20 Minuten. Das erklärt auch die neue Gefühlslage gleich mit. Der Vorgänger explodierte schlichtweg, gleich einem Ausbruch. "Is Survived By" dagegen ist reflektierter, weniger eruptiv. Sogar Gastgesang von Julie Blake veredelt "Blue Angels". Gefühle klären sich weiter auf, die Reflektion schürft tiefer.

Funktioniert die Band denn nun so auch noch? Ja, tut sie. Nur wühlen Touché Amoré nun eben nicht mehr ganz so auf. Vor allem, führt man sich vor Augen, was für Kracher die Kollegen von Defeater und Modern Life Is War dieses Jahr schon für Prachtexemplare von Platten abgeliefert haben. "Is Survived By" kommt da zwar mit, strauchelt aber ein wenig. Es bleibt spannend mit dieser Band, in dieser Szene. Das haben Touché Amoré abgesichert. Weil sie wagen, sich selbst zu überdenken – und zwar selbst, wenn das anecken könnte. Mutig.

Gordon Barnard

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Der Opener "Just Exist" im Stream

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