Rezension

Titus Andronicus

An Obelisk


Highlights: Troubleman Unlimited // Hey Ma
Genre: Indierock // Punkrock
Sounds Like: Cloud Nothings // The Hold Steady // Fucked Up

VÖ: 21.06.2019

Sie sind die Meister der Megalomanie. Zumindest, was schmutzigen Indie-Punk mit irischem Einschlag angeht. Klar, ein solches Nischengenre säubert gleich den Großteil an möglichen Konkurrenten, trotzdem sind Titus Andronicus in diesem winzigen Bereich die größten – und größenwahnsinnigsten, haben sie doch bisher den amerikanischen Bürgerkrieg auf „The Monitor“ vertont oder auf „The Most Lamentable Tragedy“ den Hörer in einer Rockoper über 29 Songs regelrecht ersaufen lassen. Nun veröffentlichen sie ihr sechstes Album „An Obelisk“ und überraschenderweise ist dieses weniger monumental als der Titel einem gleich weismachen möchte.

Keine Ahnung, ob es am weichgespülten, poppigen Vorgänger „A Productive Cough“, der bei Kritikern bauchlandete, an mangelnden Ideen oder einer neuentdeckten Freude an der Direktheit liegt, „An Obelisk“ ist seit „Local Business“ das zugänglichste Album der Band. Bereits die Gesamtspiellänge von lediglich 38 Minuten sollte alte Fans aufhorchen lassen. Von zehn Songs überschreiten immer noch drei die Fünf-Minuten-Marke, doch trotzdem ist der Wunsch nach Entschlackung überdeutlich. Was bleibt, sind Songs, die sich verstärkt auf die Anfänge der Band besinnen, also härtere Indie-Rock-Songs, die irisch besoffen vor sich hintorkeln und von Patrick Stickles angekeift werden, doch noch Restenergien zu mobilisieren: Highlights wie „Troubleman Unlimited“ oder „Hey Ma“ kreuzen den Glam der New York Dolls mit der hemdsärmeligen Bodenständigkeit der Pogues.

Vielleicht sind Titus Andronicus ohne die große Vision, das Überbordende, Vermessene und vielleicht auch Lächerliche einfach nur eine weitere Pubrockband, die es statt in die Feuilletons bloß in das Freitagabendprogramm deiner versoffenen Eckkneipe geschafft hätte. „An Obelisk“ zeichnet ein solches Paralleluniversum und lässt einen dann doch die überlangen mehrteiligen Ideenorgien der Vorgängeralben vermissen.

Yves Weber

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