Rezension

The Strange Death Of Liberal England

Forward March


Highlights: Summer Gave Us Sweet... // A Day Another Day // An Old Fashioned War // Modern Folk Song
Genre: Indie-Rock // Post-Rock // Folk
Sounds Like: The Arcade Fire // Modest Mouse // Explosions In The Sky

VÖ: 20.07.2007

Manche Bands machen es einem wirklich nicht besonders schwer, ihre Einflüsse zu erkennen. Beim Erstling der Engländer The Strange Death Of Liberal England trifft das in ganz besonderem Maße zu. Der Gesang klingt meist nach Isaac Brock (Modest Mouse), die Akustikgitarre in "An Old Fashioned War" nach den Decemberists, die Gitarrenschichtungen im Instrumentaltrack "Summer Gave Us Sweets But Autumn Wrought Division" nach Explosions In The Sky oder Mogwai.

Das könnte man ziemlich lange so weiter führen, nur um am Ende dann festzustellen, dass "Forward March" sich - wie fast jedes Rockalbum, das heutzutage erscheint - aus einer Vielzahl von Einflüssen zusammensetzt, die mal mehr, mal weniger offensichtlich zu Tage treten. Nur muss man festhalten, dass dies bei TSDOLE eben etwas stärker ausgeprägt ist als bei anderen.

"Forward March" bedient sich im Folk, im Indierock und im Postrock gleichermaßen, der Gesang ist mal schräg und fordernd, mal mehrstimmig und episch. Das Schlagzeug wechselt zwischen verspielt, treibend und stampfend. Die Gitarren sind mal akustisch-folkig, mal verquer-indierockig und mal geschichtet-postrockig. Die eigentliche Leistung von TSDOLE ist es aber, diese unterschiedlichen Einflüsse zu einem großen Ganzen zusammenzufügen. Großartig vor allem dann, wenn bei "i got my own way" über einer Akustikgitarrenbasis im Hintergrund schon die E-Gitarren losjaulen ("Modern Folk Song"), eine E-Gitarren-Fläche in ein Banjo zusammenfällt ("Mozart on 33") oder ein mehrstimmiger Gesang erst von E-Gitarren zersägt und dann vom Schlagzeug in kleine Stücke gerissen wird ("I saw evil").

"Forward March" sollte unbedingt als Ganzes gehört werden, jeder Song besitzt seine eigene Note. Das Album dreht und wendet sich vom Folk der ersten bis zum Postrock der letzten Sekunde, ist ähnlich wie bei The Arcade Fire immer auf der Suche nach der ganz großen Geste und ist dabei immer spannend und abwechslungsreich. The Strange Death Of Liberal England scheinen all den Genrebands, die nie in eine Schublade gesteckt werden wollten, gepflegt den Mittelfinger zu zeigen und zu sagen, "hey leute, was ihr könnt, können wir schon lange, und dazu noch viel mehr". Da klingt es fast ironisch, dass der zuständige Promoter sagt, die Band werde man vorerst nur auf kleiner Flamme kochen. Er sollte schon wissen, dass so etwas nicht funktioniert und probiert man es doch, fällt die Explosion am Ende nur noch stärker aus.

Matthias Kümpflein

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