Rezension

The Mountain Goats

Beat The Champ


Highlights: The Legend Of Chavo Guerrero // Foreign Object // Heel Turn 2 // Werewolf Gimmick
Genre: Folk-Rock
Sounds Like: The Weakerthans // Death Cab For Cutie

VÖ: 10.04.2015

Wenn eine Band ankündigt, dass ihre neue Platte ein Konzeptalbum wird, heißt das für gewöhnlich nichts Gutes. Nur die wenigsten Musiker schaffen es tatsächlich, ein spezielles Thema so zu verarbeiten, dass am Ende über eine halbe Stunde Spielzeit mit interessanten, guten Songs dabei herauskommt. Erzählt das Album eine konkrete Geschichte oder den Lebensweg einer Figur, kann das gut gehen. Handelt es sich aber um themengebundene Alben über Haare (Die Ärzte – „Le Frisur“), Hexenverfolgung (Liars – „They Were Wrong So We Drowned“) oder Meereskreaturen (Ween – „The Mollusk“), ist die Gefahr groß, dass der Reiz des Besonderen bereits nach ein paar Liedern verflogen ist. Solche Platten wirken oft schon von vornherein wie ein Fremdkörper im Gesamtwerk einer Band. Es sei denn, man stellt sich geschickt an, so wie The Mountain Goats mit ihrem neuen Album, das sich ausschließlich mit professionellem Wrestling beschäftigt.

Schon als Junge war John Darnielle ein großer Fan des Sports. Das Spiel zwischen Gut und Böse, die dramatischen Elemente, das Mitfiebern – all das hat Darnielle jede Woche vor den Fernseher gebracht; die Männer und Frauen, die im Ring alles dafür gaben, dem Publikum eine gute Show zu liefern, waren seine Helden. So ist es eigentlich kein Wunder, dass er ihnen nun ein musikalisches Denkmal setzt. „Beat The Champ“ erzählt Geschichten von echten und fiktiven Wrestlern und ihren Leben innerhalb und außerhalb des Rings. „The Legend Of Chavo Guerrero“ ist eine Hommage an den gleichnamigen Sportler, der der große Held des kleinen John Darnielle war und ist das Herzstück des Albums. Lässig und zugleich eindringlich wird dem Hörer der Enthusiasmus eines kleinen Jungen nahe gebracht, für den Chavo die personifizierte Gerechtigkeit darstellt und der sich nichts sehnlicher wünscht, als dass dieser immer gewinnen soll: „I hated all of Chavo's enemies // I would pray nightly for their death.“ Auch „Stabbed To Death Outside San Juan“ und „Luna“ beschäftigen sich mit realen Wrestlern, aber ihre Geschichten sind eher tragisch.

Als wäre es das Normalste auf der Welt, spielen die Mountain Goats Lieder über Masken oder Hair Matches und unterlegen Zeilen wie „I will stab you in the eye with a foreign object“ mit stimmungsvollen Bläsern. Und vielleicht liegt es daran, dass die Songs trotz der ungewohnten Themen nicht sehr viel anders klingen als auf älteren Alben, aber auch wenn man keine Ahnung von Sport allgemein und Wrestling im Speziellen hat, kann man an „Beat The Champ“ viel Freude haben. Ob man nun versteht, was genau ein Heel Turn oder wer Bull Ramos ist, ist zweitrangig, wenn die Mountain Goats interessante Charakterportraits zeichnen und das Ganze mit ihrem gewohnt coolen Folkrock unterlegen – dass diese Figuren alle den gleichen Beruf ausüben, wirkt beinahe nebensächlich. Und so wird „Beat The Champ“ ganz bestimmt kein Außenseiter im Kosmos der Mountain Goats werden, sondern sich in die lange Reihe der bisherigen Alben einsortieren. Es kann vielleicht nicht ganz mit Klassikern wie „Tallahassee“ oder „The Sunset Tree“ mithalten, aber diese in Songs gegossenen Kindheitserinnerungen sind es auf jeden Fall wert, dass man jede Skepsis, die man einem Konzeptalbum über halbnackte Ringer gegenüber haben mag, ablegt und einfach zuhört.

Lisa Dücker

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Die erste Single "The Ballad Of Chavo Guerrero" bei Soundcloud
Die zweite Single "Heel Turn 2" bei Soundcloud

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