Rezension

The Hirsch Effekt

Eskapist


Highlights: Lifnej // Inukshuk // Lysios
Genre: Math-Core // Metal // virtuoses Geballer
Sounds Like: The Dillinger Escape Plan // The Mars Volta // Escapado

VÖ: 18.08.2017

The Hirsch Effekt legen nach ihrer wahnwitzigen „Holon“-Albumtrilogie nun mit „Eskapist“ lautstark nach und fügen ihrem Genremix ein weiteres, bisher eher vernachlässigtes Element hinzu – Pop. Dass es sich bei den neuen Songs nun aber nicht plötzlich um 3.30min-Singalong-Songs handelt, dürfte auch jedem klar sein.

Spätestens wenn man gleich zu Beginn in „Lifnej“ von manischem Geschrei und Gitarrengegniedel geschüttelt wird, ist die Richtung wieder klar – bis der Song eine der unzähligen Wendungen nimmt und man sich plötzlich doch in einem Singalong-Refrain wiederfindet. Das folgende „Xenophotopia“ kommt dann etwas geradliniger aus den Boxen geschossen. Immer noch mit ordentlich Karacho, aber schnörkelloser und mit einem langem und ruhigem Mittelpart, der dann aber zügig von einem Blastbeat-Part und einem Bläsersatz abgelöst wird. „Natans“ und „Berceuse“ kommen anschließend fast eingängig daher und umschmeicheln mit ihrem sphärischen Aufbau eher den Gehörgang, bis dieser in „Tardigrada“ und „Aldebaran“ wieder mit allen Mitteln, die The Hirsch Effekt zur Verfügung haben, in seine Einzelteile zerlegt wird. Ein brummendes Synthie-Intro in „Inukshuk“ bereitet den Weg dann für den „Radiosong“ dieser Veröffentlichung. Hier wird natürlich virtuos am Instrument gearbeitet, dabei aber auf die typischen Wendungen verzichtet und fast schon nach Popschema komponiert. Trotzdem verliert er dabei aber nicht an Dringlichkeit und Intensität.

Nimmt man sich die Zeit und hört „Eskapist“ am Stück, wird man zwangsläufig für etwas mehr als eine Stunde selbst zu einem. Der virtuose Krach, den das Hannoveraner Trio auf „Eskapist“ spielt, bricht weiterhin alle Stilgrenzen und ist doch in seiner Gesamtheit kompakter und zugänglicher geworden als die Trilogie davor.

Sönke Holsten

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