Rezension

Passion Pit

Kindred


Highlights: Lifted Up (1985) // Dancing On A Grave // My Brother Taught Me How to Swim
Genre: Synth-Pop
Sounds Like: Hot Chip // M83 // MGMT

VÖ: 17.04.2015

Als Passion Pit uns im Jahr 2009 ein Interview gaben, schien alles perfekt für die Jungs zu laufen. MGMT-Vergleiche, erste Welt-Tournee und ein Slot nach dem Headliner Oasis auf dem Melt!-Festival. „Manners“, ihr erstes Album, löste Assoziationen zu anderen, synthbasierten tanzbaren Indie-Popbands wie Hot Chip, M83 oder MGMT aus. Und ja, auch auf „Kindred“ spielt die gute Laune eine vorrangige Rolle, doch irgendwas ist anders.

„Lifted Up (1985)“ deutet das bereits an: ein Synthiefeuerwerk, Falsett-Gesang, alles bunt, alles Plastik. Und mitten im Refrain die überschwänglichen Zeilen: „1985 was a good year, the sky broke apart and you appeared, dropped from the heavens, they call me a dreamer, I won’t lie, I knew you would belong here.“ Alles Friede, Freude, Eierkuchen und das perfekte Sommer-Album, möchte man also meinen. Doch „Kindred“ ist das Ergebnis einer öffentlichen Auseinandersetzung des Frontmanns und Gründers Michael Angelakos mit der bipolaren Störung, unter der er seit einigen Jahren leidet. Ein Kern dieser Krankheit ist die Gewissheit, dass der dunkelsten Stunde ein Tagesanbruch folgt, die Wolken sich auflösen und die ersten Sonnenstrahlen ein völlig neues Licht auf das eigene Leben werfen.

„Kindred“ ist die musikalische Manifestation genau dieser Phase. Changierend zwischen Dankbarkeit und dem Gefühl, sich bei denen, die ihm durch die schwere Zeit halfen und helfen, entschudigen zu müssen, kreiert Angelakos ein bittersüßes Synth-Pop-Album, das über die meiste Zeit seiner nur 36 Minuten nach Aufbruch und Hoffnung klingt und thematisch das bisher kohärenteste Passion-Pit-Album ist.

Am Ende bleibt die Verblüffung darüber, dass jemand in der Lage ist, eine so schwierige und dunkle Zeit für einen Moment hinter sich zu lassen und in Form leichtester und unbekümmerter Popmusik zu verarbeiten. Das verdient Respekt und Kraft für den Kampf mit dieser Krankheit, die endlich entstigmatisiert und -tabuisiert werden muss. „Kindred“ ist ein Lösungsansatz.

Andreas Peters

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"Lifted Up (1985)" Live @ KROQ

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