Rezension

Murder By Death

Good Morning, Magpie


Highlights: White Noise // Foxglove // The Day
Genre: Desert-Rock
Sounds Like: Sixteen Horsepower // Jason Webley // Nick Cave // Arcade Fire // The Black Heart Procession // Wovenhand

VÖ: 14.05.2010

Der große Aufbruch ins Ungewisse, die weite Reise in den Westen. Nach wie vor fasziniert die Zeit, in der die großangelegte Besiedlung des nordamerikanischen Kontinents vonstatten ging. Vieles wird zum Mythos verklärt, romantisiert, Negatives wie die Vertreibung der ansässigen Ureinwohner ausgeblendet. Und dennoch, ein Gefühl, was sich bei Reflexion dieser Besiedlung immer wieder einstellt, ist das grenzenloser naturgegebener Freiheit, wie es sie danach wohl nie wieder gab. Umso weniger verwundert, dass es immer wieder Filmschaffenden, Spieldesignern oder eben Musikern zum Erfolg verhilft, dieses Thema aufzugreifen – so wie auch Murder By Death. „Good Morning, Magpie“ ist das mittlerweile fünfte Album des Quartetts aus Indiana.

Wie auch die vier vorangegangenen Werke fährt „Good Morning, Magpie“ feurig gen Westen, versetzt einen ins 19. Jahrhundert zurück und weckt allerlei Assoziationen an Saloons und raues Landleben. Bereits das Intro und der erste Song „Kentucky Bourbon / As Long As There Is Whiskey In The World“ geben die Richtung vor. Jason Webleys „Drinking Song“ lässt grüßen. „On The Dark Streets Below“ verzückt mit einem Trompeteneinsatz Marke mexikanische Bläsergruppe. Murder By Death beschwören den Einzelgänger, der sich irgendwie in der harten Wüstenwelt durchsetzen muss, das Scheitern im Leben und an der Bar inbegriffen. Mal spielt das Cello dabei zum Tanz („You Don’t Miss Twice“), mal begleitet es den gefühlten Abstieg ins Nirgendwo („King Of The Gutters, Prince Of The Dogs“). Ein wenig klischeehaft ist das natürlich schon, allerdings schafft die Band auf einem hohen Niveau Authentizität, ohne übertrieben zu wirken.

Murder By Death haben sich zwischen den Klageliedern eines David Eugene Edwards (16 Horsepower, Wovenhand), den staubigen Balladen der Black Heart Procession und den existentialistischen Soundtracks Nick Caves/Warren Ellis‘ positioniert und schaffen es auch mit ihrem fünften Album ähnlichen Stils, ihre Möglichkeiten noch nicht ausgereizt zu haben. Irgendwo, da draußen, in der unwirtlichen Graswüste gibt es eben immer noch eine Geschichte mehr zu erzählen, von den Beschwerlichkeiten der Einsamkeit einerseits, heiteren Zusammenkünften andererseits, von glücklich Angekommenen und glücklos Gescheiterten. Murder By Death ziehen immer weiter westwärts, bis irgendwann das Land ein Ende hat. Noch haben sie ihr Ziel nicht erreicht.

Klaus Porst

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