Rezension
Motorpsycho
The Tower
Highlights: Bartok Of The Universe // Stardust // Ship Of Fools
Genre: Psychedelic Rock // Progressive Rock
Sounds Like: King Crimson // The Beatles // Black Sabbath
VÖ: 08.09.2017
Ein neues Motorpsycho-Album ist für Prog-Fans in aller Regel ein Grund zum Feiern. Fast so erfreulich wie die gleichbleibend hohe Qualität des Outputs der Norweger ist dabei, dass er in so unschlagbar hoher Frequenz erfolgt: „The Tower“ ist das sage und schreibe 18. Studioalbum der Trondheimer – nach konservativster Zählung. Vor den Aufnahmen nahm Schlagzeuger Kenneth Kapstadt seinen Hut, Tomas Järmyr stieg ein. Natürlich wäre „The Tower“ aber auch ohne Besetzungswechsel mal wieder ganz anders geworden.
Den stetigen musikalischen Wandel hat das Trio um Bent Sæther und Hans Magnus Ryan schließlich zum obersten Stilprinzip erhoben. So ist es nur logisch, dass auf das sanft-psychedelische, fast schon introvertierte „Here Be Monsters“ von 2014 nun ein Album folgt, das den Rock mit Großbuchstaben und massenweise Riffs buchstabiert. Für die Aufnahmen sind Motorpsycho in die Rancho De La Luna Studios in der kalifornischen Wüste gefahren, wo schon Bands wie Kyuss ihren Brachialsound auf Platte pressten. Das färbt ab: Der Opener „The Tower“ gibt sich mit pfeifenden Mellotronen erst noch friedlich, doch binnen kurzer Zeit übernehmen schwere Fuzzgitarren das Kommando. Achteinhalb Minuten lang toben sich Motorpsycho hier zwischen Beatles und King Crimson aus, streifen dabei Yes und Pink Floyd und machen Gitarrensolo-Enthusiasten ebenso glücklich wie Fans getragener Gesangsmelodien.
„Bartok Of The Universe“ dreht im Anschluss kräftig die Temposchraube runter und gerät mit Doomriffs und rauen Vocals beinahe schon in sludgige Mastodon-Gewässer, durch die auch „The Cuckoo“ mit Vergnügen schippert. „A.S.F.E.“ wiederum huldigt unüberhörbar Black Sabbath, während „Intrepid Explorer“ das örtliche halluzinogene Kaktus-Arsenal einer zehnminütigen Kostprobe unterzieht. Doch Motorpsycho können auch auf „The Tower“ nicht ausschließlich heavy oder verschallert: „Stardust“ und „The Maypole“ etwa sind astreine Folkballaden, die Lennon/McCartney und Crosby/Stills/Nash so ähnlich auch geschrieben hätten und „A Pacific Sonata“ ist ein viertelstündiges, maximal entspanntes Jazzprog-Epos, das die leisen Töne zur Geltung bringt.
Alles in allem ist „The Tower“ somit mal wieder typische Motorpsycho-Kost: fest verwurzelt in den Highlights der Rockmusik-Vergangenheit, dabei unverschämt kreativ, stellenweise hemmungslos ausufernd und ein Fest für Geduldige, die sich unterm Kopfhörer gern auf einen gut eineinhalbstündigen musikalischen Trip begeben. Sonderstatus in der Biographie der Norweger erhält das Album dadurch, dass dabei diesmal wieder ein bisschen heftiger mitgenickt werden darf.
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