Rezension

Girlpool

What Chaos Is Imaginary


Highlights: Pretty
Genre: Dream-Pop // Indie-Pop
Sounds Like: Snail Mail // Tanukichan

VÖ: 01.02.2019

Das dritte Girlpool-Album steht ganz im Zeichen der Veränderung. Fünf Jahre nach ihrer Debüt-EP von 2014 erarbeiteten Cleo Tucker und Harmony Tividad erstmals nicht alle Songs von Grund auf gemeinsam, sondern über räumliche Entfernung hinweg mit Songfetzen, die in der digitalen Welt zueinander fanden. Die Möglichkeiten der digitalen Welt hinterließen folglich auch auf dem Sound des Albums ihre Spuren. Der minimalistische, punk-angehauchte Songwriter-Style mit jugendlichem Charme weicht einem atmosphärisch-verträumten Sound. Raus aus der Garage und ab vor den Computer mit Drummachine-Beats, schwebenden Synthesizern und atmosphärischen Soundflächen. Ihrer Lo-Fi-Ästhetik bleibt das Duo aber auch im neuen Dream-Pop-Gewand treu.

Auf „Hire“, dem vierten Song des Albums, wird erstmal eine weitere Veränderung hörbar: Cleo Tucker (ehemals Frau, nun Mann) steigt über verträumt folkige Gitarren mit neuer, tiefer Gesangsstimme ein. Die neue gesangliche Klangfarbe steht nicht nur diesem Song ausgezeichnet, sondern bringt besonders den Songs, in denen das Duo gemeinsam singt, wie in „Minute In Your Mind“, eine wohlklingende neue Komponente in den eh schon von Grund auf neu aufgelegten Sound der Band. So finden sich Trip-Hop-Beats („Chemical Freeze“), wabernde Orgeln und Streicherarrangements („What Chaos Is Imaginary“) und fast schon noisy anmutende Soundflächen („Roses“) als neue Elemente auf dem Album.

Der hohe musikalische Anspruch und der Drang nach Veränderung ist der Platte anzuhören. Leider hapert es hier und da an der konsequenten Umsetzung, mit leider eher mäßig ausproduzierten synthetischen Sounds. Die tiefen Toms in dem von Streichern getragenen Titelsong der Platte klingen nach den ersten Versuchen am Hall-Regler einer Musiksoftware, und auch sonst klingt viel nach dem ersten Ausprobieren und noch nicht ganz reif für eine Platte. Das passt zwar zum Lo-Fi-Ansatz, lässt sich jedoch nur schwer in Einklang mit den zum Teil sonst stark ausproduzierten Songs vereinbaren.

„Pretty” ist der beste Song der Platte, der trotz melancholischer Grundstimmung und traurigem Inhalt mit verträumten Gesangstimmen über verhallte Gitarrenwände auf seine eigene Art eine Wohlfühlatmosphäre versprüht. Am stärksten ist das Duo dann doch, wenn sie sich der handgemachten Musik widmen und die neuen Elemente nur spärlich in das bekannte Erfolgsrezept integrieren. Alles andere benötigt dann doch noch etwas Reifezeit.

Abhilash Arackal

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