Rezension

Girlpool

Before The World Was Big


Highlights: Cherry Picking // Crowded Stranger // Emily
Genre: Indiepop // Tweepop
Sounds Like: Kimya Dawson // Beat Happening // The Blow

VÖ: 29.05.2015

Typische Teeniemusik spielen Girlpool nicht. Obwohl Cleo Tucker und Harmony Tividad noch selbst welche sind, erntet ihre Musik wohl bei den meisten ihrer Altersgenossen nur ein gleichgültiges Achselzucken. Keine dicken Beats, kein Autotune-Gequietsche, kein Abfeiern einer endlosen Sommerparty. Das aufs Äußerste reduzierte Debütalbum „Before The World Was Big“ setzt nicht auf große Effekthascherei, sondern will durch Intimität überzeugen.

Wie auf der vorherigen EP besitzen Girlpool auch auf ihrem Debüt weder Drummer noch Drumcomputer. Das Einzige, was einen Rhythmus erzeugt, ist das hölzerne, fast stumpfe Gitarrenspiel, welches alle Lieder unterlegt. „Before The World Was Big“ zeichnet sich vor allem durch seine Transparenz aus. „Cherry Picking“ und „Crowded Stranger“ schaffen es, durch eine intelligente und progressive Melodieführung einen Aufbau zu erzeugen und den Song trotz der beschränkten Mittel zu einem Höhepunkt zu bringen. Jedoch kommt das Album an die Intensität der Vorabsingle „Blah Blah Blah“ der EP nicht ran. Viele Lieder klimpern vor sich hin, ohne dabei besonders hängenzubleiben, da sie es häufig nicht schaffen, aus einem belanglosen Singsang auszubrechen und einzelne Songs durch Gitarrenakzente hervorzuheben und aufbauen zu lassen. Auch kurze Momentaufnahmen wie „Magnifying Glass“ scheinen lediglich Songentwürfe zu sein, die weder im Herzen noch im Ohr ankommen. Besonders dann, wenn die beiden Sängerinnen in ein schauriges Kanon einstimmen, verkommt der Gesang zu einem fast unerträglichen Geplärre, welches die Gehörgänge des Hörers strapaziert.

Girlpool sind eine merkwürdige Band. Irgendwie muss man sich vor dem hier gezeigten Minimalismus verbeugen, in den besten Momenten werden sogar Erinnerungen an das große Twee-Label K Records wach. Andererseits ist das Album, das knapp 25 Minuten läuft, dann doch zu minimalistisch, um wirklich zu begeistern. Auch fragt man sich, wie eine solch reduzierte Band nach dieser Platte eigentlich weiterfahren soll. Doch das ist Zukunftsmusik. „Before The World Was Big“ ist – zumindest mit Momenten – ein immerhin interessantes Debütalbum.

Yves Weber

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