Rezension

Dälek

Asphalt For Eden


Highlights: Shattered // Masked Laughter (Nothing's Left) // Control
Genre: Hip Hop
Sounds Like: Aesop Rock // El-P // Ratking

VÖ: 22.04.2016

Sechs Jahre sind es nun her, dass Dälek ihr letztes Album veröffentlicht haben. Das ist schon an sich eine lange Zeit. Noch viel länger wird es allerdings im schnelllebigen Hip Hop, welcher gerade ein neues goldenes Zeitalter erlebt. Während andere die Champagnerkorken knallen und sich Hustensaft bis zur Besinnungslosigkeit einflößen lassen, zelebrieren Dälek auf ihrem siebten Album, die sich nun von Mike Pattons Ipecac-Label auf Profound Lore gesundgeschrumpft haben, immer noch kompromisslos den Weltuntergang.

Wenig hat sich dabei im Dälek-Kosmos geändert. Die Beats sind immer noch organisch, dunkel und verschließen sich jeglichen modernen elektronischen Clubsounds. Hier gibt es keine Hi-Hat-Orgien oder Sub-Bass-Lines, dafür einen homogenen, beklemmenden Bandklang. Sicher, sieben Songs über lediglich 38 Minuten wirken in einem Genre, in dem Musiker häufig die Qualitätskontrolle einer wuchernden Produktivität opfern, recht mager, doch jeder einzelne Moment ist hier nicht arbiträre Laune, sondern Resultat eines durchdachten Schaffungsprozesses. Egal, ob im mitreißenden Opener „Shattered“, im shoegazer-lastigen „Masked Laughter (Nothing's Left)“ oder im instrumentalen „6dB“, diese Songs besitzen alle eine unverkennbar eigene Ästhetik. Dem Flow fehlt dabei die technische Finesse, die modernen Rap ausmacht. Vieles wirkt roh, gar etwas plump, doch genau dieser Sprachduktus passt zur musikalischen Apokalypse und Schwere der angesprochenen Themen. „Asphalt For Eden“ ist weniger technische Zurschaustellung als Gesamtkunstwerk, bei dem jedes Element im Dienste einer ästhetischen Vision steht.

Dabei stellt sich gar nicht die Frage, ob „Asphalt For Eden“ nun besser als die ganzen modernen Veröffentlichungen ist. Das wäre – gerade in Anbetracht der unbestreitbaren Qualitäten eines Vince Staples oder Future – eine vermessene Behauptung. Dälek präsentieren lediglich eine Alternative, ein „Was-Wäre-Wenn“-Szenario, wenn Hip Hop seine Flirts der frühen Neunziger mit der Rockmusik nie aufgegeben hätte. Natürlich bedienen Dälek immer noch in erster Linie die Hip-Hop-Heads, die das New Yorker Kultlabel Definite Jux schmerzlichst vermissen und wohl zu alt sind, um im Club zu bouncen. Und alleine deshalb nehmen die drei aus New Jersey in einem Musikgenre, welches viel zu häufig mit dumpfem Materialismus und belangloser Oberflächlichkeit kokettiert, eine wichtige Ausnahmestellung ein.

Yves Weber

Sehen


Musikvideo zu "Masked Laughter (Nothing's Left)"

Finden


Bye-Bye



Am 5. Januar 2021 haben wir éclat eingestellt. Mehr Infos hierzu gibt es auf unserer Startseite!