Rezension

Dälek

Endangered Philosophies


Highlights: Nothing Stays Permanent // Son Of Immigrants // A Collective Cancelled Thought
Genre: Hip-Hop // Industrial Hip-Hop
Sounds Like: Death Grips // Techno Animal // 2nd Gen

VÖ: 01.09.2017

Zu Dälek kommt man, wenn einen der Name nicht an Dr. Who erinnert, sondern an Hip-Hop. Sehr düsteren Hip-Hop. Musik, die lieber im Lärm versinkt, als minimalistisch mit Sounds zu spielen. Irgendwo dröhnt immer weißes Rauschen.

Seit 1998 existiert die Gruppe um Will Brooks. Ab 2011 machten sie eine vierjährige Pause, um dann in neuer Besetzung wieder aufzutauchen und sich "Asphalt For Eden" zu widmen. Ob es die politische Situation erforderte, nur ein Jahr später ein neues Album zu veröffentlichen oder ob der kreative Output des Trios so massiv war, steht in den Sternen des Hip-Hop-Himmels. Die Vermutung, dass Trump nicht ganz unschuldig ist, legen Textzeilen wie „All these so-called leaders frauds // Spitting lies through weaker (broken) jaws // want us back where we belong“ im Opener "Echoes Of..." nah. Oder auch im späteren "Sacrifice": „Elected leaders shout with zero research“

Die Lieder sind wie gewohnt circa fünf Minuten lang und wenn ein passender Beat gefunden ist, muss auch nicht mehr viel verändert werden. So fließen die Songs mal mehr, mal weniger packend vor sich hin. Es stellt sich schnell eine hypnotische Trance ein, in der man offen für die Textebene ist. Die ist im Gegensatz zu kryptischen Death-Grips-Lyrics oder den angeblich apolitischen Ho99o9s eindeutig. Dälek machen ihre Verzweiflung, ihre Wut und den politischen Widerstand eindeutig klar. Dabei sind ihre Wortketten voller glitzernder Edelsteine, kleiner Medaillons inklusive verblichener Fotografien oder alter Anhänger, die eine ganz eigene Bedeutung in sich tragen. Dazu passend verzichten sie auf real life Bling-Bling.

Die aktuelle politische Entschlossenheit steht einer Nostalgie gegenüber, die voller Anspielungen aus dem letzten Jahrhundert ist. Stellvertretend wird John Coltrane, Ian Curtis, Leroi Jones oder George Carlin Respekt gezollt. Dälek bestätigen: „My life isn't digital // The Analog at odds with the mythical“ Der große Fortschrittstraum scheint ausgeträumt und jeder Lebensbereich wird schleichend vergiftet: „Powers been centralized // Communities are gentrified // Food laced with pesticides // Flint's situation got me terrified // Humanity needs better eyes // Gil-Scott said it won't be televised“

In diesem apokalyptischen Szenario gibt es zwischen dem ganzen Lärm und Horror scheinbar nur zwei feste Ideen der Hoffnung. Die eine existiert vielleicht gerade nur im Lärm, in dem ein Geräusch schnell verschwindet, wenn der richtige Regler den Overdrive erhöht: „Nothing stays permanent“ Die andere wird von Generationen des Widerstands befeuert: „My People Won't Kneel!“

Peter Heidelbach

Sehen


Video zu "Echoes Of..."

Hören


"Nothing Stays Permanent" im Stream

Finden


Bye-Bye



Am 5. Januar 2021 haben wir éclat eingestellt. Mehr Infos hierzu gibt es auf unserer Startseite!