Rezension

Cloud Nothings

Turning On


Highlights: Can't Stay Awake // Old Street // Turning On // Hey Cool Kid // Real Thing
Genre: Lo-Fi-Indie-Rock
Sounds Like: The Zombies // The Strokes // The Thermals // Peter Wolf Crier // No Age // Pavement // Someone Still Loves You Boris Yeltsin

VÖ: 22.10.2010

„Cloud Nothings“ – schon mal gehört? Wenn nicht, dann wird es nun aber höchste Zeit, denn jeder, dem die frechen LoFi-Songs der Band aus Cleveland zu Gehör kommen, scheint sich begeistert zu zeigen. Weshalb diese euphorische Rezeption? Die Antwort lautet denkbar einfach: Dylan Baldi, der kreative Kopf von Cloud Nothings, schreibt ganz einfach grandiose Songs. Dass er gerade mal 18 Jahre alt ist, lässt einen nur noch mehr staunen über sein geschicktes Songwriting.

„Turning On“ ist Debüt- und Raritätenalbum zugleich, denn das meiste, was die Band an Singles und EPs bisher veröffentlicht hat, ist inzwischen längst vergriffen. Und so hauen uns Cloud Nothings gleich zu Beginn mit „Can’t Stay Awake“ und „Old Street“ zwei Zweiminüter um die Ohren, die an sich schon Grund genug sind, sich dieses Album zuzulegen. Natürlich wissen sie ganz genau, wie gut diese Songs sind und der aus dem Mangel an vernünftigem Equipment entstandene Sound wird inzwischen zelebriert und ganz bewusst eingesetzt. Abgeklärt wird ein Song nach dem anderen runtergespielt, während Dylan Baldi das Beste aus seinen mäßigen Qualitäten als Sänger macht. Doch das ist alles genau richtig so. Gerade dieses Amateurhafte macht Cloud Nothings interessant. Hier wird nicht nach ausgefeilter Instrumentierung und musikalischer Perfektion gestrebt, die Songs sollen einfach den direkten Weg zum Hörer finden – und das funktioniert in den meisten Fällen ganz hervorragend. Natürlich kann man bei Cloud Nothings anfangen zu analysieren, Vergleiche mit der Beatmusik der 60er, den LoFi-Bands der 90er und freilich auch mit den Strokes und allem was sie ausgelöst haben ziehen.

Doch im Grunde ist es, wie gesagt, ganz einfach: Cloud Nothings sind gut, solange ihre Songs gut sind. Schade nur, dass „Turning On“ zum Ende hin die Luft etwas ausgeht. Die Melodien scheinen in den Songs zunehmend aus dem Zentrum zu rücken. Ohrwürmer, wie man sie von „Turning On“ und „Cool Kid“ mit auf den Weg bekommen hat, werden im letzten Albumdrittel etwas rar. Die Ausgelassenheit und Spielfreude, mit der die junge Band einen mitreißt, macht da noch einiges wett, täuscht aber letztlich nicht über die Tatsache hinweg, dass hier noch mehr möglich gewesen wäre. In ihren besten Momenten sind Cloud Nothings einfach so gut, dass es nahezu unmöglich erscheint, dieses Niveau auf Albumlänge durchzuhalten. Und so ist „Turning On“ großartig und enttäuschend zugleich. Das klingt widersprüchlich? Wer dieses Album gehört hat, wird verstehen, was ich meine.

Kilian Braungart

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