Konzertbericht

Cloud Nothings


1991 – The Jesus Lizard. 2006 – Two Gallants. 2009 – Health. Jedes Jahr lässt der Groninger Club Vera seine Gäste die beste Liveband wählen, die in diesem Jahr seine Bühne beehrte, sammelt die Gewinner an den Wänden des Konzertsaals, und man kann wohl sagen: Die Stammkundschaft steht auf Lautstärke, und vor allem steht sie auf rohe Energie. In dem Fall könnte der nächste Eintrag in sieben Monaten so aussehen: 2014 – Cloud Nothings.

Und dabei sind die Jungs so unscheinbar! Wuschelfrontmann Dylan Baldi würde wahrscheinlich von jeder Frau sofort geknuddelt werden, wenn er dazu nicht auch noch etwas zu nerdig aussehen würde; und sich während der Ansagen geradezu kindisch darüber zu freuen, am gleichen Tag ein Festival mit dem lustigen Namen "Douwpop" bespielt zu haben, zeugt auch nicht gerade von Coolness und Souveränität. Aber drauf geschissen – wer so einen musikalischen Kernreaktor wie "Here And Nowhere Else" live auch nur einigermaßen überzeugend rüberbringen kann, hat eigentlich schon gewonnen. Und das können die Cloud Nothings: Die Drums, das vielleicht wichtigste Element der Songs, auf volle Lautstärke gedreht, der nötige Funken Aggression im Gesang, dazu die Ansagen auf das Minimum reduziert, das die Höflichkeit gebietet – check.

Und nicht, dass die alten Werke der Cloud Nothings auf irgendeine Art und Weise schlecht wären – aber das Konzert größtenteils auf "Here And Nowhere Else" zu fokussieren, zahlt sich aus – lediglich im Mittelteil wird, fein säuberlich getrennt, noch einmal auf den kaum schlechteren Vorgänger "Attack On Memory" zurückgegriffen. Auf dessen gar zu behäbigen Opener "No Future/No Past" allerdings nicht – im eigentlichen Set gönnt sich die Band keine solche Verschnaufpause, so dass es nicht verwunderlich ist, wenn sich die Cloud Nothings nach knapp 40 Minuten bereits verabschieden. Wirklich ausufern tut die Band dann erst in der Zugabe – für eine solche Position ist ein Achtminüter wie "Wasted Days" aber ja auch geradezu gemacht.

Und wer der Band jetzt noch gerissene Taktik nachsagen will: Ja, verglichen mit dem Support hätte wahrscheinlich jede Rockband ungeheuer energiegeladen gewirkt. So war Ryley Walker – eine Art virtuosere Version von José Gonzalez, der das Publikum auch mit Geschichten über seine Taufe im Brackwasser Chicagos unterhielt – mit Sicherheit talentiert, aber doch vor dem, was danach kam, irgendwie unpassend. Im Juli werden die Vorjahressieger Parquet Courts erneut im Vera aufspielen – man darf gespannt sein, ob sie nach den Cloud Nothings auch für 2014 nochmal an der Wand stehen werden.

Jan Martens