Rezension

Brandt Brauer Frick

Miami


Highlights: Plastic Like Your Mother // Broken Pieces // Empty Words
Genre: Acoustic Techno
Sounds Like: Robag Wruhme // Isolée // Roman Flügel // Jamie Lidell

VÖ: 08.03.2013

Die vergangenen Jahre waren für die Klassik sehr gute Jahre. Komponisten wie A Winged Victory For The Sullen, Ólafur Arnalds oder Nils Frahm haben dem Genre einen neuen Zeitgeist eingeflößt und ihm damit eine jüngere Zielgruppe eröffnet. Wer heute auf ein Konzert der angesprochenen Künstler geht, trifft neben dem pensionierten Beethoven-Connoisseur ebenso Indie-Mädchen mit Shout-Out-Louds-Jutetasche an. Auch die Formation Brandt Brauer Frick hat daran ihren Anteil, auch wenn sie einen ganz anderen Weg der Klassik-Variation einschlug. Zwei Alben lang schufen die Wiesbadener analoge Techno-Songs in vorwiegend klassischem Arrangement. Eine ziemlich einzigartige Geschichte, die den Machern nun zu langweilig geworden ist.

Daniel Brandt, Jan Brauer und Paul Frick stellten im Laufe des exzessiven Tourens fest, dass der ewige 4/4-Takt, um den sich die Stücke auf „You Make Me Real“ und „Mr. Machine“ fortwährend drehten, dringend einen neuen Anstrich benötigte. Songorientiertes Arbeiten war daher für „Miami“ die Devise und so wagte man neben neuen Taktstrukturen erstmals auch den Versuch, Vocal-Features miteinzubauen. Neben Grammy-Nominee Om’Mas Keith und den weiblichen Kollaborateurinnen Erika Janunger, Nina Kraviz und Gudrun Gut konnte man für zwei Songs sogar Jamie Lidell ins Boot holen.

Die Instrumentierung von Brandt Brauer Frick bleibt auch auf „Miami“ vertrackt und dennoch rhythmisch. Wenn man sich vor Augen führt, dass auch hier alle Sounds auf einem rein analogen Grundgerüst basieren, kann man davor einmal mehr nur den Hut ziehen. Die neue, songorientiertere Ausrichtung sorgt aber auch dafür, dass die Tanzbarkeit ab und an auf der Strecke bleibt, was die Qualität des Albums nicht unbedingt schmälert, aber zeitweise den Fluss der Platte etwas stört. Der zehnminütige Opener „Miami Theme“ mit Erika Janunger ist beispielsweise so ein Brocken, der erst mal aus dem Weg geräumt werden muss, bevor im Nachfolgenden Fahrt aufgenommen wird.

Die Vocal-Beiträge sind aber überwiegend äußerst gelungen und machen Lust auf mehr. Dabei stechen vor allen Dingen die beiden Features von Jamie Lidell heraus, der „Broken Pieces“ und „Empty Words“ zu zwei verdammt funkyesken Angelegenheiten macht. Aber auch „Plastic Like Your Mother“ mit Om’Mas Keith, das viel Dub atmet und der Hirnfick „Verwahrlosung“ mit Nina Kraviz brauchen sich nicht verstecken. Die instrumentalen Stücke wirken da fast ein wenig wie Lückenfüller, womit man ihnen aber Unrecht tun würde. Gewohnt starke Kompositionen, wie auch der Rest von „Miami“, wo es hier und da einzig noch ein wenig an Ausgereiftheit fehlt.

Benjamin Köhler

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