Rezension

Anna Von Hausswolff

The Miraculous


Highlights: The Hope Only Of Empty Man // En Ensam Vandrare // The Miraculous
Genre: Avantgarde
Sounds Like: Swans // Soap & Skin // Fever Ray

VÖ: 13.11.2015

Anna von Hausswolff ist eine faszinierende Künstlerin. Eine kleine, blonde Frau aus Schweden, die sich, die Basecap tief ins Gesicht gezogen, dem Mysteriösen, der Dunkelheit verschrieben hat. Während „Ceremony“ 2012 noch einige poppigere Momente kannte, schöne Harmonien, Aufbrüche aus der Dunkelheit, geht „The Miraculous“ die Treppe noch ein paar Absätze nach unten. Für dieses Album ging die klassisch ausgebildete Sängerin und Komponistin keine Kompromisse ein. Den breitest- und brachialstmöglichen Orgelsound entlockt von Hausswolff einer von Skandinaviens größten Orgeln in der Konzerthalle von Piteå im einsamen schwedischen Norden.

Und so klingt die Platte schwerer und dunkler als je zuvor, Annas Liebe zum Black Metal ist spürbar. Inhaltlich inspiriert wurde das Album von “Källan”, einem Roman des schwedischen Autors Walter Ljungquist. Dieser handelt von Kindern auf einer spirituellen Reise, auf der Suche nach einer Erleuchtung, voller Kontrollverluste. In ihrer Kindheit träumte Anna selbst oft von einem solchen Ort, sprach viel über ihn mit ihren Eltern. Es ist ein “Ort der Fusion von Fantasie und Realität”, ein Ort der Sehnsucht. Jedes Mal, wenn sie sich ihm annähert, wird sie sehr kreativ. “The Miraculous” ist ihr Name für diesen Ort, und ebenso heißt die musikalische Reise zu ihm, auf die sie uns mitnimmt.

Diese Reise dreht sich um drei lange Stücke – den epischen Prolog “Discovery”, das schwer metalmäßige “Come Wander With Me / Deliverance” (zugleich sehr heavy, dann aber in einem Classic-Rock-mäßigen Solo ausbrandend) und den ruhigen Titeltrack, der das Mystische, Fantastische der Reise hervorhebt, nach all der Dunkelheit, die sie umgab. Die Stücke dazwischen halten diese Epen zusammen, auf “Come Wander With Me” folgt programmatisch “En ensam vandrare” (dt. “Ein einsamer Wanderer”). Als Album ist “The Miraculous” ein mächtiges Gesamtwerk – mitunter fast zu mächtig. Es vermag den Hörenden zu überfordern, erschließt sich nie vollständig, bleibt immer mysteriös, und erfüllt so seine künstlerische Intention vollends. “The Miraculous” ist ein Soundtrack der Fantasie, der dunklen Reise an magische Orte, der Erkenntnisse und Erleuchtungen folgen können, aber nicht müssen. Doch auch der Weg kann sich schon lohnen.

Daniel Waldhuber

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