Rezension

Anna Von Hausswolff

Singing From The Grave


Highlights: Move On // Pills // Above All // The Book
Genre: Singer/Songwriter // Art-Pop
Sounds Like: Kate Bush // Tori Amos // Antony & The Johnsons // Joanna Newsom

VÖ: 14.09.2012

Jaja, bevor einer schreit: dieses Album kam eigentlich schon 2010 heraus. Allerdings ausschließlich in Schweden. Erst ein paar Wochen nach dem internationalen Release des von vielen Kritikern umjubelten „Ceremony“, dem zweiten Album der in Göteborg geborenen Anna von Hausswolff, hat „Singing From The Grave“ dann auch mal den Sprung in unsere Plattenläden geschafft. Ein ziemlich haarsträubendes Versäumnis, denn das Debüt hat bei genauerer Betrachtung eindeutig die Nase vorne.

Im Gegensatz zum Nachfolgealbum weidet sich „Singing From The Grave“ nicht an Opulenz und einem übertriebenen Kunstanspruch. Der Song an sich steht im Vordergrund. Anna von Hausswolff erzeugt hier mit ganz einfachen Mitteln eine wunderbare Melancholie. Neben einem unglaublich behutsamen Pianospiel steht dabei vor allen Dingen die charismatische Stimme der Schwedin im Vordergrund. Spielend bewältigt sie selbst schwierigste Gesangshürden. Ganz besonders interessant wird von Hausswolffs Timbre aber, wenn sie einen heißeren Touch annimmt, wie beispielsweise in „Track Of Time“.

Musikalisch bewegt sich „Singing From The Grave“ zwischen vielen Stühlen, ohne irgendwo wirklich Platz zu nehmen. Natürlich fällt die klassische Singer/Songwriter-Ausrichtung besonders ins Gewicht. Gerade der entwaffnend schöne Opener „Move On“ atmet ganz viel Joni-Mitchell-Vergangenheit. Anna von Hausswolff transportiert diese Ansätze allerdings in die Gegenwart und formt daraus Art-Pop-Nummern, die gerne auch mal weit über sechs Minuten gehen dürfen.

Die langen Kompositionen sind es dann auch, die auf „Singing From The Grave“ besonders herausstechen. Unterstützt durch Gitarre, Drums und einige Backing-Vocals gelingt mit „Above All“ beispielsweise eine der besten Fleetwood-Mac-Hommages überhaupt. Auch das fiebrige „Pills“, welches die Meisterin Kate Bush nicht besser hätte zustande bringen können oder das Epos in zwei Akten „The Book“ sind majestätische Stücke mit einem ganz eigenen Glanz. Schade, dass das Debüt im Fahrwasser von „Ceremony“ auf die Reise außerhalb Schwedens geschickt wurde, denn in diesem Fall lohnt es sich, hinter den Vorhang zu schauen.

Benjamin Köhler

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