Rezension

Adam Green

Sixes & Sevens


Highlights: Tropical Island // Morning After Mignight
Genre: Anti-Folk-Pop
Sounds Like: Ben Kweller // Moldy Peaches

VÖ: 07.03.2008

Adam Green ist ein Spielkind. Würde man ihn vor eine Kiste Legosteine setzen, hätte er vermutlich innerhalb von einer Stunde sein ganz persönliches WiWaWunderland zusammengebaut und das ganze zusätzlich noch mit Neonfarben bepinselt. Die Legofrauchen wären plötzlich nackt und Green selber würde die gesamte Szenerie mit einem Vortrag einer persönlichen Interpretation von Kafkas 'Die Verwandlung' untermalen. Der wirre Wuschelkopf hat sich zwar nicht in einen Käfer verwandelt, aber immerhin hatte er schon die Rollen 'Antifolk-Star', 'Moldy-Peaches-Mitglied' 'Feuilletonliebling', 'Mädchenschwarm' und 'TV-Total-Gaststar' inne. 2005 war das, man erinnere sich. 'Emily' lief plötzlich auf MTV, Sarah Kuttner redete beim Interview mehr als Green (was eine sicher nicht zu verachtende Leistung ist), es erschien ein Buch, das angeblich Lyrik enthielt und das Album landete auf Platz 10 der - Achtung, Würgreiz vermeiden - deutschen Charts. Dann kam der Nachfolger 'A Jacket Full Of Danger' und irgendwie waren alle noch übersättigt von Greens vorausgegangener Knuddeligkeit, auf jeden Fall interessierte sich plötzlich niemand mehr so richtig dafür. Vielleicht lag es auch daran, dass Songs wie 'Drugs' ein bisschen zu sehr dem Stereotyp entsprachen, den man von Green auch erwartete.

Neue Spielsteine, neues Glück. „Sixes and Sevens“ ist das mittlerweile fünfte Album des Mannes, dessen Freundinnen Steine aus der Vagina fallen. Was gibt es neues? Auf den ersten Blick eine ganze Menge. „Festival Song“ überrennt den Hörer gleich mit einem Frauenchor und mit einem von hohen Absätzen zerdrückten Rücken auf den Boden liegend stellt man sich unweigerlich die Frage: „Das ist Adam Green?“. Ob es am Rauchen, an neuartigen Drogen oder an bunten Luftballons liegt, stimmlich hat sich auf jeden Fall einiges getan im 'Crackhouse'. Noch tiefer, noch voller tönt der ewige Jungspund daher. „Tropical Island“ verifiziert auf jeden Fall, dass man zur richtigen CD gegriffen hat. Das ist ein typischer Adam-Green-Song, mit der typischen niedlichen Melodie und dem umwerfenden Charme. Bedauernswerterweise geht es so nicht weiter. „Sixes And Sevens“ ist kein tropisches Paradies, sondern die Villa einer verrückten Frau wie, na, nehmen wir als Beispiel Cruella de Vil, wo hinter jeder Tür eine neue und bisweilen unangenehme Überraschung wartet. „That Sounds Like A Pony“ ist eine letzterer Art. Was um Himmels Willen soll das denn? Sprechgesang zu Pseudo-Elektrogefrickel steht Green nicht, da verkommt sein knuffiges Gesicht zur Horrorfratze. „Morning After Midnight“ entschädigt, Gott sei Dank, für das Allerschlimmste. Hier kommt nun beides zusammen: Chor und volltönende Instrumentierung und eine eingängige Green-Melodie. Danke dafür.

Sämtliche Songs einer genaueren Untersuchung zu unterziehen würde jedoch den Rahmen dieser Rezension sprengen. Mr. Green hat nämlich, möglicherweise in einem Anflug von Größenwahn oder, noch wahrscheinlicher, Langeweile, zwanzig Songs auf das Album gepackt. Zwanzig! Länger als ein Standardalbum wird’s aber trotzdem nicht, weil der werte Herr selten die Drei-Minuten-Songgrenze überschreitet. Am Ende steht man vor einem Haufen wild zusammengebauter Legosteine, die auch nach längerer Betrachtung kein Gesamtkonzept ergeben wollen und von unterschiedlichster Qualität sind. Bitte, lieber Adam, mach doch beim nächsten Mal vorher einen hübschen Bauplan und schmeiß den unnötigen Scheiß raus!

Lisa Krichel

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