Rezension

Adam Green

Jacket Full Of Danger


Highlights: Pay The Toll // Vultures // Party Line // Cast A Shadow
Genre: Pop // Folk
Sounds Like: Leonard Cohen // The Magnetic Fields // Frank Sinatra // Nick Cave // The Doors

VÖ: 10.03.2006

Am Anfang schuf Adam Green das Debüt. Es verlor auf der Reise über den Atlantik seinen schönen Namen "Garfield" und wurde fortan als selbstbetiteltes Album bekannt. Da es zu jener Zeit in New York heiß her ging, und man diese große Party Anti-Folk nannte, kamen einige besonders Schlaue darauf, auch der Musik von Green diesen Namen zu verpassen. Was bereits beim Erstling an der Grenze des Vertretbaren lag, wurde bei den späteren Alben zur reinen Ironie. Der Nachfolger "Friends Of Mine" war Folk in Perfektion, und bereitete vor, was mit dem letztjährigen Drittwerk "Gemstones" zur Vollendung gebracht wurde: den kommerziellen Durchbruch in dem Land, aus dem seine Verlobt-mit-Kafka-Großmutter kam.

Musikalisch gesehen jedoch gab es ein Problem. "Gemstones" war zwar viel Pop (für die besonders Schlauen: Anti-Anti-Folk), aber noch viel mehr war es eines: Durchschnitt. Etwas, das man von Green nicht gewohnt war. Wirklich schlecht war es nicht, das Vertrauen in sein Talent war noch da, aber das nächste Album musste einfach besser werden.

Und es geht auch gut los. "Pay The Toll" ist sozusagen die Antwort auf das große Fragezeichen, ob er es noch hat, das Händchen für die Melodie, die sich einprägt, ohne nach einer gewissen Zeit zu nerven. Das hier hätte ein Titelsong sein können, so wie damals "Friends Of Mine", was vielleicht auch daran liegt, dass wieder Streicher mit von der Partie sind. Darauf folgt "Hollywood Bowl", welches man schon lange vor der Veröffentlichung von "Gemstones" im Konzert hören konnte. Hier muss man zum ersten Mal an Stephin Merritt und seine Magnetic Fields denken, die für die gute Seite von "Jacket Full Of Danger" den Haupteinfluss darstellen. Noch eine Prise The Velvet Underground dazu, und man hat "Vultures", einen Pop-Song erster Güte. "Party Line" kann man ebenfalls getrost Höhepunkt nennen, birgt es doch die schönste Stelle der halben Stunde. Don't you wanna take me down?

Der Punkt ist, dass die ersten fünf gleichzeitig auch die besten Lieder sind, wenn man von der Beat-Happening-Cover-Version "Cast A Shadow" absieht. Denn nach der Eröffnungssuite versucht sich Green mehrfach an Nick-Cave-esken Harmonien, wirklich messen kann er sich dabei mit dem Altmeister nicht. Bei "Nat King Cole" sind die Doors an der Reihe, doch mehr als eine ordentliche erste Single ist das nicht. Afrikanisch anmutende Gesänge tun dem Höhepunkt der neuen Seltsamkeit "C Birds" alles andere als gut.

Eine Freude stellt hingegen "Drugs" dar, eine schöne Geschichte über Greens Verhältnis zu Drogen. Dann kommt auch noch eine Hommage an Paul McCartney, circa "White Album", in Form von "Jolly Good". Leider ist das passendste Adjektiv, insbesondere gegen Ende des Albums, "nett". Unschlüssig sitzt man da. Ist das nun eine Enttäuschung? Eine Überraschung? Eine Besinnung auf die alten Tugenden? Vielleicht ist es alles auf einmal, oder nichts davon. Eins ist jedenfalls klar - nichts ist klar, wenn Adam Green Musik macht.

Mario Kißler

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